Tentakel

aus dem Chronist-Wiki, der deutschen BIONICLE-Enzyklopädie
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Generation 1
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Tentakel (engl.: Tentacles) ist eine Kurzgeschichte, die von dem Fan Turakii #1 Lavasurfer für den BZPower-Story-Wettbewerb A Thousand Years Untold geschrieben worden war. Er gewann den Wettbewerb schließlich in der Kategorie "Mata Nui", und so wurde seine Geschichte in den offiziellen Kanon aufgenommen.


„Das ist das größte Kanu, das ich je gesehen habe“, sagte Amaya, als sie sich zwischen Macku und Marka in das drei Bio lange Boot setzte.

Hinter ihr machte Marka es sich bequem. „Du kennst doch Kai und ihre Ideen. Wenn sie könnte, hätte sie das Boot groß genug gemacht, um das ganze Dorf zu fassen.“

„Ein Ruderverein!“, rief Macku aus. „Ich wünschte, mir wäre das eingefallen.“

Amaya kicherte. Ihr Blick wanderte an Macku vorbei zum Bug, wo Kai ihre Hände trichterförmig an ihren Mund hob.

Ga-Matoranerinnen!“, rief sie. „Ruder bereithalten!“

Macku lehnte sich zurück, um über ihre Schulter zu sprechen. „Das sind diese Stöckchen da, Amaya.“

„Ich weiß, was ein Ruder ist“, sagte Amaya. Sie legte ihre Füße auf den Block unter Mackus Sitz. Ihre Augen suchten den Boden ab. „Äh... wo sind die?“

Macku tätschelte den u-förmige Drehlagerhaken an der Seite des Boots. „Genau da, wo sie hingehören. In den Dollen.“

„Ja, mh-hm, sicher“, sagte Amaya. „Dollen.“ Sie packte ihre Rudergriffe. „Ich kann nicht glauben, dass ich mich von euch zweien dazu überreden lassen habe.“ Marka lachte.

„Steuert es rückwärts!“, befahl Kai. „In Position!“

Zusammen mit den fünf anderen Ruderinnen, presste Amaya mit ihren Doppelrudern, um das Boot von der Seerose von Ga-Koro wegzudrehen und es in die Startposition zu bringen.

„Gut!“, rief Kai. „Bereit, rudern... und rudern... und rudern...“

Sich der vorbeiziehenden Wasseroberfläche bewusst, konzentrierte Amaya sich auf den stetigen Rhythmus von Kais Befehlen. Das war gar nicht so schlecht. Das Team arbeitete als eine Einheit. Turaga Nokama wäre stol—

Das Boot bäumte sich auf. Jemand hinter Amaya stieß ein Kreischen aus.

„Wasser halten! Wasser halten!“, schrie Kai. „Stoppt das Bo—“ Das Heck des Bootes neigte sich nach unten und Kai stolperte vorwärts.

Der Himmel drehte sich kopfüber, als Amaya rückwärts in Marka hineinfiel.

„Helft mir!“ Markas Schrei vermischte sich mit denen der anderen Ga-Matoranerinnen.

Amaya rang darum, sich selbst in aufrechte Position zu stoßen, wobei sie ihren Körper verbog, um das Heck zu sehen. Sie keuchte. Ein dicker Tentakel ergriff Markas Torso.

„Hilfe!“, rief Marka und stemmte sich gegen den Tentakel. „Schafft es mir vom Hals! Schafft es mir vom Hals!“

Amaya suchte neben sich. „Mein Ruder! Wo ist mein Ruder!“ Ihre Hand glitt an der Seite des Bootes entlang, bis ihre Finger sich um den Griff legten. In der Dolle, genau wo es hingehörte.

Sie zog das Ruder heraus und schlug es auf den Tentakel hinab. Marka kreischte. Amaya hob ihr Ruder, aber erstarrte mitten im Ausholen, als die Kreatur Marka über den Rand zog. Wasser bedeckte ihren Kopf und brachte ihren letzten Schrei zum Verstummen.

„Nein!“ Das Ruder noch in der Hand, stürzte Amaya sich ins Wasser.

Durch ein Gewirr aus Blasen, sah sie eine vielarmige, dunkle Gestalt zu ihrer Linken aufragen. Zwei leuchtende Augen blinzelten sie an. Sie zögerte einen Moment, dann begann sie, wieder und wieder mit dem Griff ihres Ruders nach den Augen zu stechen.

Das Wasser explodierte um sie herum, als Kai und ihre vier ga-matoranischen Teamkameradinnen ins Meer fielen. Amaya warf ihnen einen Blick zu und stieß ihr Ruder wieder nach den Augen des Rahi. Schnell schlossen sich ihre Teamkameradinnen dabei an, nach dem Rahi zu stechen und zu schlagen.

Ein weiterer Blasensturm blendete sie und sie hielten mit ihrem Angriff inne. Das Wasser wurde wieder klar.

Marka trieb mit dem Gesicht nach oben vor ihnen. Der Rahi hatte sie losgelassen.

Amaya packte Marka und trug sie an die Oberfläche. Einer nach dem anderen tauchten die anderen neben ihr auf. Sie starrten das gekenterte Boot und den blubbernden Sog des fliehenden Rahi an.

„Was war das für ein Ding?“, fragte jemand.

„Wo geht es hin?“, sagte jemand anders.

Kais Augen verfolgten die Richtung des Rahi. „Ga-Koro!“, sagte sie. „Schnell! Ihm nach!“

Während die anderen davoneilten, starrte Amaya in Markas bewusstloses Gesicht. Ihre dunkel-blaue Hau war weg und ihr Herzlicht blinkte schwach, aber sie atmete noch. „Ich muss dich ans Ufer schaffen“, sagte Amaya.

* * *

Brodelndes Wasser stoppte Amaya nicht weit vor Ga-Koro. Sie tauchte auf und beobachtete den Angriff des Rahi. Riesige Tentakel erstreckten sich auf das Seerosenblatt, rissen Stücke ab und zogen Hütten und Ausrüstung ins Meer. Die ga-matoranischen Dorfbewohner versuchten, den Rahi mit Angelruten davonzutreiben.

„Sie brauchen Hilfe!“, sagte Amaya.

Indem sie Markas Gewicht verlagerte, setzte Amaya ihren Weg mit starken, schnellen Stößen fort, bis sie den gegenüberliegenden Westrand des Seerosenblatts erreicht hatte. „Hier wirst du sicher sein“, sagte sie, als sie Marka auf dem Blatt absetzte. Sie erspähte ein Seil und, mit einer Idee im Kopf, ergriff sie es.

Amaya tauchte ab und eilte in die Richtung des Kampfes. Die enormen Tentakel der Bestie peitschten das Wasser weiter vorne auf, aber Amaya wurde nicht langsamer. Ga-Matoranerinnen schwammen um die Bestie herum und stachen mit Angelruten nach ihr. Trümmerteile aus dem Dorf trieben im Wasser, in dem sie ab- und auftauchten.

Ihr Seil entrollend, schoss Amaya in die sich windenden Tentakel hinein. Sie schlang ihr Seil um den nächsten Tentakel. Etwas schlug gegen sie und stieß sie zurück. Sie flitzte hinein und schlang das Seil wieder und wieder. Schnäbel an den Enden der Tentakel schnappten aus allen Richtungen nach ihr. Wenn ich doch nur— Ein Tentakel schlang sich um ihren Hals. Amaya packte ihn mit einer Hand und schlang mit der anderen das Seil um ihn. Der Tentakel zog sich enger. Sie zog, um ihn zu lockern, aber er wollte nicht weichen. Er begann, sie hochzuziehen. Sie hob ihre Augen zu dem schnappenden, schnabelartigen Mund über ihr.

Oh-oh.

Amaya rammte das Seil in den Mund des Rahi. Er spie es aus.

Die Anstrengung des Kampfes und der Mangel an Luft schwächten sie. Sie fühlte sich matt. Sie versuchte, das Seil erneut hineinzustopfen, traf aber daneben. Ein Tentakel schlug gegen ihre Komau und riss sie los. Ein Schnabel biss in ihr Bein. Sie stieß wieder mit dem Seil zu, als der Mund bedrohlich näherkam. Sie musste atmen. Sie musste... Etwas ergriff ihren Fuß, aber sie spürte es kaum.

Ich muss...

Ihr Griff um den Rahi lockerte sich.

Ich muss...

Ihre Welt wurde schwarz.

***

„Amaya.“

Amaya rührte sich. Der Rahi! Der Kampf! Sie schnellte hoch. „Das Dorf!“

Turaga Nokama brachte Amaya mit einer Hand auf ihrer Schulter zum Verstummen. „Das Dorf ist sicher.“ Amaya sah sich um. Sie lag auf dem Seerosenblatt von Ga-Koro. Sie hielt die Luft an. Marka. Was war mit Marka? „Marka? Ist sie...“

„Ich bin hier drüben!“

Amayas Augen flogen an der Turaga vorbei, um Marka zu sehen, die grinste und winkte.

„Marka!“, sagte Amaya. „Du lebst! Und du hast deine Hau!“

Marka nickte zu der Ga-Matoranerinnen an Amayas anderer Seite. „Macku hat sie für mich geholt!“

Amaya lächelte zu Macku hinauf, die zurücklächelte.

„Sie sagte, du hättest mich gerettet“, fügte Marka hinzu.

„Sie hat uns alle gerettet!“, sagte Macku. „Den Rahi mit einem Seil verschnüren! Das war brillant, Amaya! Brillant!“

„Es war verwegen und tollkühn“, mahnte Turaga Nokama. „Du wärst fast ertrunken, Amaya. Im besten Fall.“

„Damit habe ich schon fest gerechnet“, sagte Amaya. „Was ist passiert? Wie bin ich hierhergekommen?“

„Ich hatte deinen Fuß“, sagte Macku. „Und ich habe nicht losgelassen. Nachdem der Rahi verschnürt war, griffen wir ihn mit aller Macht an, bis er dich fallen ließ und davonschwamm. Nun gut, zu schwimmen versuchte. Das Schwimmen fällt schwer, wenn man derart verknotet ist.“ Sie kicherte. „Das war ein Anblick.“

Amaya wandte ihren Blick zu der Turaga um. „Was war das? Wisst Ihr es?“

Turaga Nokama starrte zum Meer hinaus und schüttelte ihren Kopf.

Marka schlang ihre Arme um sich selbst und schauderte. „Ich schätze, die große Frage ist: Wird es zurückkehren?“

Amaya überblickte den Schaden auf dem Seerosenblatt. Hütten eingerissen, das Ufer zerfetzt... Die Menge an Schaden, die ein derart großer Rahi anrichten konnte...

Sie schauderte auch.

Jeder schauderte.

„Hoffentlich nicht“, sagte Turaga Nokama.

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