Herrschaft der Schatten

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Die Webserie Herrschaft der Schatten (engl.: Reign of Shadows) erschien ab Januar 2009 auf BIONICLEStory.com. Sie wurde von Greg Farshtey geschrieben und erzählte was im Matoranischen Universum nach Teridax' Machtübernahme geschah.

Kapitel 1

Vezon wanderte zwischen Welten.

Zumindest sah er das so. In letzter Zeit schien es wahrscheinlich, dass ihn jeder Schritt, den er machte, ganz woanders hinbrachte. In einem Moment war er draußen im Sonnenlicht und sah Matoraner und Dunkle Jäger in perfekter Harmonie arbeiten (zugegeben, sie bauten eine Riesenkanone, aber sie kamen dennoch gut miteinander aus). Im nächsten Moment hatte sich alles verändert und er war an einem ganz anderen Ort. Hier hatte eine Gruppe namens die Großen Wesen ein 12192 Kilometer großes mechanisches Wesen gebaut, das sie Makuta nannten. Unglücklicherweise plante sein Bruder, Mata Nui, eine Rebellion gegen ihn.

Wie hatte das alles begonnen? Er versuchte sich zu erinnern, was Vezon nie sonderlich leicht fiel. Er hatte eine Kanohi Olmak, die Maske der Dimensionalen Tore, aufgesetzt, die er auf Destral gefunden hatte. Ein Portal öffnete sich dann vor ihm. Begierig, der Insel zu entkommen, trat er durch es hindurch – nur um sich selbst einer herannahenden Flutwelle gegenüberzusehen. Sie spülte über ihn hinweg, aber er ertrank nicht. Stattdessen fiel er durch ein weiteres Portal und landete inmitten eines Sumpfes. Und dann durch noch eins und durch noch eins...

Er brauchte eine gewisse Zeit, bis er herausbekommen hatte, was mit ihm passiert war – dass sein Körper, seine Essenz, mit der von der Olmak verschmolzen war. Er war nun in jeder Hinsicht ein laufendes dimensionales Portal.

Es gab natürlich immer noch viel zu lernen. War der Effekt permanent? Konnte er je lernen, die Kraft zu kontrollieren, sodass er aussuchen und wählen konnte, wohin er ging? Wenn er sich an etwas oder jemandem festhielt, würden sie mit ihm reisen?

Wäre das nicht interessant?, dachte er. Als erstes würde ich Makuta Teridax finden und ihm eine große... riesige... Umarmung geben.

* * *

Tahu benutzte seine Elementarkräfte, um ein kleines Lagerfeuer zu entzünden. Es war töricht, das wusste er. Es waren Exo-Toa in der Gegend und sie würden auf die Hitze einschießen. Andererseits, da er ein Toa des Feuers war, konnten sie ihn wahrscheinlich ohnehin nicht übersehen.

Er schaute sich im Lager nach seinem „Team“ um. Es war kein Anblick, der Vertrauen weckte. In den Tagen, seit Teridax das Universum übernommen hatte, hatten die Toa Nuva sich zerstreut (sie waren ein zu einfaches Ziel, wenn sie zusammenblieben). Unterwegs schlossen sie sich mit anderen Flüchtlingen zusammen und begaben sich an Orte der relativen Sicherheit, um sich neu zu formieren und zu planen.

Das erklärte, warum Tahu in den versprengten Ruinen von Karzahni saß, zusammen mit einem Ko-Matoraner, Kopeke; Johmak, einem weiblichen Mitglied des Ordens von Mata Nui mit der Fähigkeit, den eigenen Körper zerspringen zu lassen und wieder zusammenzusetzen; Krahka, einer weiblichen gestaltwandelnden Rahi; und zwei Dunklen Jägern, Hüter und Lariska.

Nicht gerade Gali, Lewa und Kopaka, dachte Tahu. Aber sie müssen genügen.

„Wir werden noch ein paar Stunden hier bleiben und dann aufbrechen“, sagte er. „Onua sagte, es gäbe ein paar Agenten des Ordens von Mata Nui südlich von hier, die sich nach einem Waffen- und Vorratslager umsehen. Wir werden uns mit ihnen zusammentun.“

„Und was dann?“, grummelte Hüter. „Felsen auf den Himmel werfen? Den Wind mit Cordak-Blastern herausfordern? Alles, was wir tun, ist, das Unvermeidliche hinauszuzögern – und wir alle wissen es.“

„Und die Alternative?“, fragte Johmak. „Vor Makuta auf die Knie gehen und ihn um einen weiteren Moment des Lebens anflehen, in dem wir ihm dienen? Lasst mich lieber sterben, solange ich das als freies Wesen tue.“

„Tahu... was werden wir tun?“, fragte Kopeke mit kaum mehr als einem Flüstern. „Hüter hat Recht. Wir versuchen, gegen das Universum selbst zu kämpfen.“

„Nein, tun wir nicht“, sagte Tahu. „Wir kämpfen gegen einen Wahnsinnigen, der die Macht eines Universums kontrolliert. Und das ist etwas anderes, als eine neue Maschine in einer Ta-Metru Schmiede kennen zu lernen - es braucht Zeit und Übung, um ein so komplexes System zu meistern. Und diese Zeit werden wir ihm nicht lassen... wir werden einen Pohatu mit ihm machen.“

„Einen Pohatu?“, fragte Kopeke.

Tahu lächelte. „Genau. ‚Im Zweifelsfall, zerschlage alles und hoffe, dass du irgendwo anders bist, wenn alles in die Luft fliegt.’“

Hüter stand auf und lief vom Feuer weg. Er hatte nichts gegen Tahu, aber es musste einen besseren Weg geben. Vielleicht sollten sie, anstatt von Ort zu Ort zu fliehen, versuchen, einen Weg hinaus aus diesem Universum zu finden. Es konnte sein, dass dieser Ort verloren war, und es an der Zeit war, das hinzunehmen und weiterzugehen. Es war keine einfache Wahl, aber dergleichen zu treffen war er ohnehin nicht gewohnt.

Unter seinen Füßen öffnete sich der Boden. Fesseln aus solidem Stein schlangen sich um ihn und zogen ihn ins Loch hinab, noch während er aufschrie. Dann schlug die kahle Erde wieder zu und er war weg.

Das Team war auf den Beinen. „Es ist Makuta“, sagte Tahu. „Er weiß, wo wir sind. Er spielt mit uns!“

„Sag uns etwas, das wir nicht wissen“, blaffte Lariska. „Zum Beispiel, was tun wir dagegen?“

Bevor Tahu antworten konnte, tauchte ein Dutzend Exo-Toa auf der Anhöhe auf. Ihre Raketen waren geladen und auf die Flüchtlinge gerichtet. Die führende Maschine sprach in der Stimme von Makuta Teridax.

„Bürger des Makutaversums, ihr seid in einem nicht autorisierten Gebiet. Ihr werdet diese Exo-Toa nach Metru Nui begleiten, wo ihr... umgeschult werdet für neue Arbeit, die zum Wohle meines ganzen Volkes sein wird. Ihr werdet dort eure Leben zu Ende leben, in Frieden und Wohlstand, ohne irgendwelche Wünsche... oder ihr sterbt, jetzt.“

„Wisst ihr was?“, sagte Lariska. „Das könnte sich als die kürzeste Revolution der Geschichte herausstellen.“

Kapitel 2

Axonn rannte seit vielen Tagen und Nächten. Nachdem er von der Kraft Makutas aus Metru Nui wegteleportiert worden war, hatte er sich selbst in einer weitläufigen, unwirtlichen Landschaft wiedergefunden. Zuerst gab es keine Spur irgendwelchen Lebens, weder Matoraner noch Rahi, oder irgendwelcher Zivilisation. Das änderte sich, als er die Schreie zu hören begann. Sie waren Schmerzensschreie und sie kamen von Brutaka, obwohl sein alter Freund nirgends zu sehen war.

Der Krieger war in die Richtung der Schreie losgerannt. Das war vor – wie langer Zeit gewesen? Vor einer Woche? Einem Monat? Er hatte das nie zu enden scheinende Ödland durchquert, hatte Brutaka aber nicht finden können. Seltsamerweise hatte er weder Hunger noch Durst auf der Reise verspürt, nur eine überwältigende Notwendigkeit, weiterzusuchen.

Ein paar Dinge hatten aber begonnen, an ihm zu nagen, ähnlich dem Summen eines Feuerfliegers in seinem Ohr. Die Landschaft veränderte sich nie. Er konnte schwören, er hätte dieselbe Felsformation wieder und wieder gesehen, als würde er in einem Kreis rennen. Und Brutaka – nicht einmal er konnte aushalten, was er scheinbar wochenlang ausgehalten hatte. Seine Schreie hätten vor langer Zeit versterben sollen.

Dann tauchte der Riss im Himmel auf. Es war nur ein kleiner, aber helles Licht flutete durch ihn von irgendwo draußen herein. Das ergab ebenfalls keinen Sinn. Kaum hatte Axonn das zu sich selbst gesagt, als der Riss größer wurde. Dann begannen mehr Risse aufzutauchen, am Himmel, am Boden, überall um ihn herum.

Das kann nicht passieren, dachte Axonn. Das kann nicht real sein. Das... ist nicht real!

Im nächsten Augenblick saß Axonn an einem Strand. Wasser umspülte vor ihm die Küste und hinter ihm versetzte eine sanfte Brise die Dschungelbäume in Bewegung. Fliegende Rahi kreisten über ihm am Himmel, sausten aber hin und wieder herab, um einen Fisch aus dem Meer zu stehlen. Von der endlosen Einöde, in der er zuvor gewesen war, gab es keine Spur.

Natürlich nicht, dachte er. Ich war nie dort. Da seine Kräfte dadurch verstärkt wurden, dass er in Mata Nuis Körper ist, kann Makuta selbst die mentalen Schilde eines Ordensmitglieds durchdringen. Meine Tage und Nächte des Rennens, Brutakas Schreie... alles eine Illusion.

Axonn erhob sich. Er hatte immer noch seine Rüstung, seine Maske und seine Axt. Er wunderte sich, ob vielleicht seine Maske, die jeden Trug durchschauen konnte, das Zünglein an der Wage zwischen seiner Flucht aus Makutas Falle und dem ewigen Verlorensein in der Fantasie gewesen war.

Er wusste nicht mit Sicherheit, wo er war, und im Moment kümmerte es ihn auch nicht. Alles, was für ihn von Bedeutung war, war, wo Makuta war, und die Antwort kannte er. Irgendwie, auf irgendeine Weise, würde er es zurück nach Metru Nui schaffen – und Makuta würde bezahlen für das, was er getan hatte, selbst wenn es Axonn sein Leben kostete.

* * *

Fern von Axonns Insel boten Tahu und sein bunt zusammengewürfeltes Team dem potentiellen Ende ihrer eigenen Leben die Stirn. Der Gruppe stand ein Trupp schwerbewaffneter Exo-Toa gegenüber, die bereit waren, sie einzusperren oder zu exekutieren. Tahu bezweifelte, dass es die Maschinen sonderlich kümmerte, welcher Option sie nachgingen.

Er rechnete die Chancen aus. Lariska, Krahka, Johmak und er konnten vier Exo-Toa ausschalten, vielleicht sogar acht, wenn sie Glück hatten. Damit wären dann noch vier der Maschinen frei, um sie niederzumetzeln. In der Vergangenheit hätte er einfach die Situation hingenommen und geschworen, kämpfend zugrunde zu gehen. Jetzt versuchte er, seinen Grips genauso sehr einzusetzen wie seine Muskeln, weil der Kampf gegen Makuta es sich nicht leisten konnte, Krieger an sinnlose Opfer zu verlieren.

Er hatte sich auf einen Plan festgelegt – eine vorgetäuschte Kapitulation, gefolgt von einem Fluchtversuch, bevor sie Metru Nui erreichten – als der Boden zu zittern begann. Zuerst dachte er, es wäre ein weiterer Angriff von Makuta. Dann wurden die Beben heftiger und manche der Exo-Toa verloren ihr Gleichgewicht. Sie mussten sich nicht mehr die Mühe machen, wieder aufzustehen. Eine Kluft öffnete sich direkt unter den Maschinen und verschlang sie. Tahu rannte zu ihrem Rand und sah nichts als Finsternis. Zuerst, jedenfalls...

„Bruder! Könntest du mir mal zur Hand gehen?“

Tahu lächelte. Onua Nuva klammerte sich an die felsige Wand der Erdspalte. Die Exo-Toa hatten nicht so viel Glück gehabt, da sie in etwas gestürzt waren, das wie eine bodenlose Grube aussah.

Der Toa des Feuers half dem Toa der Erde zurück auf festen Boden. Er nickte zu der Kluft und sagte: „Du leistest immer noch gute Arbeit.“

„Ich bin nicht aus der Übung gekommen“, sagte Onua

„Wir wollten gerade nach Süden gehen, um diese Ordensagenten zu finden, die du erwähnt hast, diejenigen, die nach Waffen suchen“, sagte Tahu.

Onua schüttelte den Kopf. „Spar dir die Mühe. Rahkshi haben sie erwischt, und die Vorräte auch.“

„Dann wählen wir eine andere Richtung“, sagte Tahu, „und wir bleiben in Bewegung.“

Lariska lief herüber, während sie ihren Dolch in die Scheide steckte. „Also. Irgendwelche schlauen Ideen? Es gibt noch mehr Exo-Toa wo die da hergekommen sind.“

„Und mehr Rahkshi“, stimmte Tahu zu.

Onu-Matoraner“, sagte Onua lächelnd.

„Wovon redest du?“, fragte Lariska.

„Onu-Matoraner leben den Großteil ihres Lebens unter der Erde“, erklärte der Toa der Erde. „Wenn sie das erste Mal an die Oberfläche kommen, überwältigt sie das helle Licht. Die meisten werden für kurze Zeit geblendet, bis sie sich an die Umgebung gewöhnen. So geht es jetzt auch Teridax. Er hat sich noch nicht an diese ganze Macht gewöhnt, oder an den Versuch, gleichzeitig in jede Richtung zu sehen. Er brauch andere Augen und Ohren innerhalb des Universums – die Rahkshi und die Exo-Toa.“

„Was hast du im Sinn und braucht es dafür Explosionen?“, fragte Tahu, der hoffte, dass dem so war.

„Oh, die braucht es“, versicherte Onua ihm. „Ein Toa der Erde lernt... verzeiht das Wortspiel... Informationen zu bekommen, die auf festem Boden stehen. Makuta mag allmächtig sein, aber er muss Rahkshi immer noch auf dieselbe alte Weise machen – indem er wurmartige Kraata herstellt, die sich dann zu seinen Kriegern verwandeln. Und ich glaube zu wissen, wo genau diese Kraata entstehen.“

„Wir schlagen dort zu“, sagte Tahu. „Vielleicht können wir seinen Rahkshi-Vorrat abschneiden, jedenfalls vorläufig. Das ist ein Anfang.“

„Wie weit?“, fragte Lariska.

„Wir werden dorthin gelangen“, sagte Onua. „Makuta hat sich die eine Quelle von energiegeladener Protodermis ausgesucht, bei der dem Orden von Mata Nui ein Abschaltungsversuch nie in den Sinn gekommen wäre – diejenige auf ihrer eigenen Insel, Daxia. Er hat ihre Festung plattgemacht und die Kontrolle über die Insel an sich gerissen. Dorthin müssen wir gehen.“

„Bewacht?“, fragte die Dunkle Jägerin.

„Als wäre sie der Schatz der Großen Wesen“, sagte Onua. „Bringe einen Extradolch mit.“

* * *

Lewas Mission war einfach und direkt. Mithilfe von Informationen von einem überlebenden Ordensagenten war er unterwegs zur Insel Artakha. Irgendwie musste der mächtige Herrscher jenes Landes überzeugt werden, mehr zu tun als sich zurückzulehnen und Rüstung und Waffen herzustellen. Sie brauchten ihn in dem Kampf.

Als die Insel in sein Sichtfeld kam, konnte er erkennen, dass er bereits zu spät war. Zerstörte Rahkshi säumten die Küste, aber mehr schritten auf die Festung zu. Artakhas matoranische Arbeiter kämpften verzweifelt, um sie zu halten, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen. Ihre einzige Hoffnung war, irgendwie eine Rettungsaktion für Artakha selbst zu starten, bevor Makutas Streitkräfte ihn überwältigten.

Lewa wollte sich gerade in einen Sturzflug katapultieren, als eine Stimme durch seinen Kopf hallte. Tu das nicht, sagte sie. Es ist zu spät. Aber es gibt noch einen, der dir helfen kann, wenn ich gefallen bin. Geh zu ihm. Überzeuge ihn, sich eurem Kampf anzuschließen.

„Von wem redest du? Und wo finde ich ihn?“, sagte Lewa.

Es ist immer noch Zeit, sagte die Stimme von Artakha. Ich werde dich zu ihm schicken. Der Rest hängt von dir ab.

Die Welt drehte sich und dann war Lewa nicht mehr in der Luft über Artakha. Stattdessen stand er in einer dunklen Höhle, in der er einer blanken Steinwand gegenüberstand. Er konnte etwas hinter sich spüren, so wie man einen Sumpfegel den Nacken hinaufkriechen spüren konnte. Lewa wollte sich umdrehen und nachsehen, was dort war – und gleichzeitig wusste er, dass er es nicht wirklich sehen wollte.

Dreh dich um. Diese Stimme war auch nur in Lewas Verstand, hatte aber nichts von dem Trost und der Beruhigung, die in Artakhas Stimme gefunden werden konnte. Wenn es einer Stimme möglich war, einen Geruch zu haben, dann stank diese nach Tod und Fäulnis.

„Wer bist du? Wo bin ich?“, sagte Lewa, der genau dort blieb, wo er war.

Du bist am Ende deiner Reise... dem Ende aller Reisen, Toa. Und mein Name ist Tren Krom.

Kapitel 3

Kapura bewegte sich flink (für ihn) durch die Schatten von Metru Nui. Sein Ziel waren die Randgebiete von Ga-Metru, genauer gesagt ein Teil der Archive, der unter jenem Ort lag. Das Zeichen, das in die Wand außerhalb seines Unterschlupfes geritzt worden war, hatte ihm gesagt, wo er hingehen musste und sogar, wen er dort treffen sollte, aber nicht die wichtigste Antwort: warum.

Vorsichtig spähte er um die Ecke eines Gebäudes. Der Weg schien frei zu sein. Rahkshi hielten an den meisten Archiveingängen Wache, aber nicht an diesem. Er führte zu einer Sektion des weitläufigen Museums, die vor Jahrzehnten für unsicher gehalten und verlassen worden war. Selbst als die Matoraner und Toa sich in den Tagen direkt nach Makutas Übernahme des Universums nach unten zurückgezogen hatten, hatten sie diese Region gemieden.

Er schlich über die Straße und hob mit großer Anstrengung die Luke an. Sie stieß ein schrilles Kreischen aus, von dem er sich sicher war, dass es jeder Rahkshi in der Stadt hören konnte. Kapura erstarrte. War das das pfeifende Geräusch von Rahkshi, die durch die Luft auf ihn zuflogen? Nein, das war nur Dampf, der in Ta-Metru entwich. Er wartete noch einen Moment und als keine feindliche Macht erschien, duckte er sich in den Tunnel und schloss die Luke hinter sich.

Drinnen war es dunkel und unangenehm feucht. Ein schwacher Gestank nach Muaka hing in der Luft. Kapura ertappte sich, wie er sich an einen anderen nicht lange zurückliegenden Besuch in den Archiven erinnerte, bei dem er sich in dem Irrgarten aus Gängen verirrt hatte. Damals war er fast zum Futter eines entflohenen Exponats geworden und es war nur die rechtzeitige Ankunft von Toa Takanuva, die ihn gerettet hatte. Er wünschte sich, seine Freundin hätte einen anderen Ort für ihr Treffen ausgesucht... aber dann erinnerte er sich, dass nur diese Art von Ort möglich war.

„Du bist spät.“

Macku trat aus einer Nische in der Wand hervor. Ihre blaue Rüstung war schmutzbefleckt und sie hinkte leicht, ein Souvenir einer Flucht vor ein paar Exo-Toa ein paar Tage zuvor.

„Tut mir leid“, sagte Kapura. „Ich musste sichergehen, dass ich nicht verfolgt wurde.“

„Wir werden noch ein paar Minuten auf Hafu warten“, sagte Macku. Sie klang müde... nein, mehr als müde, dachte Kapura. Vielmehr als würde sie kaum noch die Fassung bewahren können.

„Arbeitet er heute?“

Macku nickte.

Kapura blickte finster drein. Alle po-matoranischen Steinmetze waren mit der Arbeit beauftragt worden, Statuen von Makuta zu meißeln, die überall in der Stadt aufgestellt werden sollten. Der Befehl war nicht von ihrem neuen „Großen Geist“ gekommen, sondern stattdessen von dem neuen „Turaga“ von Metru Nui – Ahkmou. Nein, er war kein echter Turaga - er war immerhin nie ein Toa gewesen, was die Vorbedingung war – aber seine frühere Beziehung zu Makuta hatte ihm in der Stadt eine Machtposition verschafft.

„Wir hätten diesen elenden Verräter schon vor langer Zeit töten sollen“, murmelte Macku.

Jeder Matoraner erinnerte sich an Ahkmous Verbrechen auf der Insel Mata Nui, die den Verkauf von Kodan-Bällen beinhalteten, die mit Makutas Finsternis befleckt waren. Viele hatten auch die Geschichten seiner Sünden auf Metru Nui gehört, in den Wochen vor der Große Katastrophe. Obwohl er im vergangenen Jahr größtenteils zurückgezogen gelebt hatte, traute ihm niemand. Aber Turaga Vakama hatte darauf bestanden, dass er nicht verbannt werden sollte. „Lieber hält man die Todesviper nahe bei seinem Bett als sie frei herumwandern zu lassen. Wenigstens wird man dann wissen, aus welcher Richtung ihr Angriff kommen wird.

Die Luke öffnete sich wieder mit einem Kreischen. Ein Schaft schmutzigen Lichtes durchstach die Düsternis der Archive. Macku und Kapura versteckten sich instinktiv, bis das Licht weg war. Dann hörten sie das beruhigende Geräusch von Hafus Stimme, die sagte: „Weiß irgendwer noch, warum wir in diese Stadt zurückkommen wollten?“

Macku lachte, obwohl es wirklich nichts gab, worüber man lachen konnte. Aber es fühlte sich gut an, wieder mit diesen beiden Matoraner zusammen zu sein. So viele der anderen dort oben hatten aufgegeben. Rahkshi und Exo-Toa waren überall und die einzigen Toa, die zu sehen waren, waren die Toa Hagah, die blind gegenüber allem zu sein schienen, was um sie herum passierte. Wenn man sie fragte, beharrten sie darauf, dass Makuta Teridax besiegt worden war und alles auf Metru Nui in Ordnung war. Schlimmer noch, man konnte merken, dass sie diese Täuschung tatsächlich glaubten.

„Was ist los?“, fragte Hafu. „Du weißt, dass dieses Symbol nur im Notfall zu gebrauchen ist.“

„Dies ist ein Notfall“, versichterte Macku ihm. Sie war ein großes Risiko eingegangen, indem sie das Symbol „Hilfe“ – eine grobe Skizze eines Rahkshi – nahe der Behausungen ihrer Freunde hingemalt hatte. Ahkmou hatte die Schöpfung jeglicher unautorisierter Kunst verboten.

Die Ga-Matoranerin drehte sich um und ging tiefer in die Archive hinein. Hafu und Kapura folgten. Sie führte sie bis ganz hinab in die Subebenen, wobei sie sich bewegte, als kannte sie diesen Ort so gut wie Ga-Metru. Kapura hatte sich hoffnungslos verirrt und er vermutete, dass es Hafu auch so ging.

„Hier drin“, sagte Macku leise. Sie bedeutete ihnen, ihr in eine große Kammer zu folgen, die einst ein besonders bösartiges Exemplar eines Rahi-Primaten enthalten hatte. Jetzt war jemand anders da drin – eine Toa des Wassers, verwundet, die auf dem Steinboden ausgestreckt lag. Aber es war nicht Gali oder Gaaki oder irgendeine andere Toa, die Kapura kannte.

„Wer ist sie? Woher ist sie gekommen?“, fragte Hafu. Argwohn färbte seine Stimme. Er hatte zu viele Makuta-Tricks gesehen, um noch irgendwas auf den ersten Blick zu glauben.

„Sie sagt, ihr Name sei Tuyet“, sagte Macku. „Und dass sie hier sei, um zu helfen.“

Hafu hatte den Namen schon einmal gehört... sie hatte etwas mit Toa Lhikan zu tun, wenn er sich richtig erinnerte, aber er kannte die Geschichte nicht. „Sie sieht nicht aus, als könnte sie sich selbst helfen, geschweige denn uns.“

„Ihr würdet... überrascht... sein“, sagte die weibliche Toa und hob ihren Kopf, um Hafu anzuschauen. „Ebenso wie eine ganze Menge Leute. Sagt mir, wo ist Toa Lhikan?“

„Tot“, sagte Kapura. „Getötet von Makuta.“

Hafu warf ihm einen Blick zu. Es war nicht klug, Fremden so leichtfertig Informationen zu geben.

„Und Toa Nidhiki?“

Kapura schaute Hafu an und zuckte mit den Achseln. Dann wandte er sich wieder zu Tuyet um. „Auch tot. Makuta... hat ihn gefressen, schätze ich.“

„Sieh mal, uns freut es, dich zu sehen und so“, sagte Hafu. „Aber ein Toa mehr oder weniger wird hier keinen Unterschied machen. Nicht, solange du nicht eine Superwaffe versteckt hast, die Metru Nui von Makutas Streitkräften reinigen kann.“

Tuyet setzte sich hin. Sie griff in ihren Beutel und zog ein Kristallstück von in etwa der Größe ihrer Faust hervor. „Tatsächlich ist es genau das, was ich habe.“

„Und du denkst, Makuta wird dir die Chance lassen, sie zu benutzen?“, fragte Macku. Halb hoffnungsvoll, halb skeptisch.

„Makuta ist der Große Geist, richtig?“, fragte Tuyet. „Und der Große Geist weiß alles über jeden, der in seinem Universum lebt... wo sie sind, was sie tun... alles, was er tun muss, ist an sie zu denken?“

Kapura nickte.

Tuyet lächelte. „Dann bin ich die perfekte Verbündete, ihr Kleinen. Ich bin tot... und das schon seit gut 2000 Jahren.“

Kapitel 4

Makuta Teridax, in dem großen robotischen Körper, der einst Mata Nui gehörte, überblickte die Welt, auf der er stand. Es gab nichts außer Wasser, so weit das Auge sehen konnte - und wenn man 12192 Kilometer groß ist, sinnierte Makuta, kann man ziemlich weit sehen.

Es war, entschied er, eine ziemlich öde Welt. Oh, es stimmte, dass unter der Oberfläche des gewaltigen Ozeans entflohene Gefangene der Grube immer noch ums Überleben kämpften. Aber sie waren so unwichtig, dass ein so großes und mächtiges Wesen wie er keine Notiz von ihnen nahm. Während es stimmte, dass er ihre Schicksale nicht auf dieselbe Weise beeinflussen konnte, wie er es bei den Lebewesen konnte, die in seinem Körper lebten - die Toa, Matoraner etc. - hatte sein neuer Körper genügend Kraft, um diesen Ozean zu verdampfen, wenn es sein musste. Vielleicht würde er das tun, bevor er diese Welt verließ, nur so zum Vergnügen.

Und damit das klar war - er würde diesen Planet des endlosen Meeres verlassen. Es gab andere Welten dort draußen, auf denen es vor Leben nur so wimmelte, die darauf warteten, erobert zu werden. Warum sollte er sich damit begnügen, ein „Universum“ innerhalb seines Körpers zu beherrschen, wenn er der Meister eines wahren Universums aus Planeten und Sonnen und Sternen sein konnte? Dieser Roboterkörper hatte die Kraft, Städte zu verwüsten, Berge zu zerschmettern, und dennoch hatte Mata Nui nichts davon je benutzt. Nun, Makuta würde nicht so töricht sein.

Natürlich würde er Vorbereitungen treffen müssen. Er würde zuerst jedes letzte Stückchen Rebellion im Universum der Matoraner auslöschen müssen. Es wäre dumm, einen kritischen Systemzusammenbruch mitten in einem Krieg zu riskieren, nur weil irgendein Stamm von Matoraner entschied, das Konzept der Freiheit höher zu schätzen als die harten, kalten Fakten des Todes. Wenn das hier vorbei war, würde Makuta dem roten Stern hoch oben zuwinken und seine Reise beginnen.

Der Gedanke entzündete eine weitere, noch viel wunderbarere Idee. Er hatte die Maske des Lebens aus sich ausgestoßen, mit dem Verstand von Mata Nui in der Maske gefangen. Die mächtige Kanohi Ignika war ins Weltall davongeflogen, vielleicht um zu verbrennen oder gegen einen Asteroiden zu krachen... oder irgendwie Zuflucht auf irgendeiner anderen Welt zu finden. Obwohl sie weit weg war, war sie immer noch ein Teil seines Körpers, und Makuta wusste, dass er sie wiederfinden konnte. Er konnte sie aufspüren, egal wo, und jedes Aufflackern von Hoffnung auslöschen, das Mata Nui verspüren mochte. Die Maske und all ihre Kräfte waren nun ein Staubwölkchen in Makutas Augen und er würde es beweisen, indem er sie mit seiner gepanzerten Ferse zu Pulver zermalmte.

Es war eine angenehme Fantasie, aber es gab zuerst Realitäten, um die man sich kümmern musste. Er hatte die Präsenz eines weiteren Makuta unter den Matoraner gespürt, was nicht hätte möglich sein sollen. Alle anderen Makuta waren ermordet worden, entweder von ihm oder von Agenten des Ordens von Mata Nui. Nun, das war streng genommen nicht wahr, vermutete er... Miserix war noch am Leben, obwohl jener frühere Anführer der Makuta es nicht wusste. Soweit Teridax' alter Feind es wusste, war er in eine zweidimensionale Zeichnung an einer Wand verwandelt worden, und so sahen ihn auch alle anderen. In den alten Tagen hätte es eine beträchtliche Energiemenge gebraucht, um so eine erfolgreiche Illusion aufrecht zu erhalten, besonders für andere Makuta. Aber nachdem seine Kräfte von seiner neuen Gestalt verstärkt worden waren, kostete ihn das praktisch keine Mühe.

Aber der Makuta, den er spürte, war nicht Miserix. Nein, es war einer, der ihm völlig fremd war... und zugleich auf beunruhigende Weise vertraut. Und da weder ein existierender sein konnte, noch einer, der gerade geschaffen worden war, gab es nur eine Antwort.

Er ist aus einer anderen Dimension gekommen. Meine Feinde haben einen Makuta rekrutiert, um ihn gegen mich einzusetzen. Wie... einfallsreich von ihnen. Ich muss ihren neuen Rekruten gebührend begrüßen.

* * *

Mazeka und sein neu gefundener Makuta-Verbündeter fanden sich selbst in einem unbewohnten Teil des Südlichen Kontinents wieder. Das Tal, in dem sie standen, war eigentlich recht üppig und schön, aber Mazeka erinnerte sich gut an die Geschichten von diesem Ort. Die großen Gräser, die in der sanften Brise wogten, waren Hüter dieses Ortes. Sie konnten Bewegung spüren und reagierten, indem sie sich selbst um den eindringenden Fremdkörper schlangen und diesen erwürgten. Die Überreste wurden dann immer unter die Erde gezogen und das Tal nahm wieder sein schönes und unberührtes Aussehen an.

„Nicht regen“, riet er dem weiß gepanzerten Makuta an seiner Seite. Dies war eine Version von Makuta Teridax aus einem alternativen Universum, einer Welt, in der die Makuta nie böse geworden waren. Im Gegenzug für seine Einwilligung, seinen alten Feind Vultraz dort zurückzulassen, war ihm die Gelegenheit gegeben worden, einen Bewohner jener Dimension mit sich zurückzunehmen. Er hatte den Teridax jener Welt gewählt, in der Hoffnung, dass der Doppelgänger imstande sein würde, die Taten des Originals vorherzusehen.

„Wir haben solche Dinge auch in unserer Welt“, sagte der alternative Teridax. „Wir wissen, wie man mit ihnen fertig wird.“

Während Mazeka zusah, begann Finsternis schleichend über das Tal zu kommen. Wo auch immer sie vorüberkam, verwelkten die Gräser und starben. „Moment mal“, sagte Mazeka, plötzlich argwöhnisch. „Du hast mir gesagt, dass die Makuta in deiner Welt jegliche Spur von Finsternis aus sich verbannt hätten. Wie kannst du die Finsternis dann kontrollieren?“

Der alternative Teridax zeigte den Hauch eines Lächelns. „Kann ich nicht. Aber ich kann das Licht absorbieren... und was ist Finsternis außer die Abwesenheit von Licht? Und jetzt, glaube ich, gibt es einen anderen Ort, an dem wir sein sollten.“

Indem sie den jetzt verdunkelten Pfad hinabliefen, verließen die beiden Verbündeten das Tal, als ihr Abenteuer wirklich begann.

* * *

Toa Tuyet konnte kaum ihr Glück fassen. Es gab Tausende von Wesen, denen sie in diesem Universum hätte begegnen können, und sie hatte zwei gefunden, die sich nicht an sie oder ihre Taten erinnerten. Das würde die Dinge so viel einfacher machen.

Ihre kurzzeitige Schwäche, das Resultat einer schwierigen Reise, um hierherzugelangen, war vergangen. Jetzt lief sie durch die Archive hinter den beiden Matoraner, Kapura und Macku, und hörte zu, wie sie redeten. Sie hatte nicht lange gebraucht, um die Situation hier zu erfassen. Ihre alten Ängste hatten sich bewahrheitet. Die Makuta hatten gegen Mata Nui rebelliert und kontrollierten nun dieses Universum. Wenn Lhikan und Nidhiki auf mich gehört hätten, wäre nichts von alledem geschehen... weil kein Makuta am Leben geblieben wäre, dachte sie.

Wie gut sie sich erinnerte, wie es zu alledem gekommen war. Sie war eine Toa in Metru Nui gewesen, vor Jahrtausenden. Indem sie ein mächtiges Artefakt namens Nui-Stein benutzte, hatte sie versucht, sich selbst mächtig genug zu machen, um diejenigen zu zerstören, die sie für Bedrohungen für den Frieden erachtete – die Dunklen Jäger und die Makuta. Sie wusste, dass andere Toa, wie Lhikan, ihre Pläne missbilligen würden, also musste sie alles geheim halten.

Leider konnte es nicht lange geheim bleiben. Dunkle Jäger kamen in Metru Nui an, denn sie suchten nach dem Stein, den sie in ihrem Besitz wähnten. Um sie zu neutralisieren, schob sie ihnen Morde an Matoraner in die Schuhe, die sie selbst begangen hatte. Toa Lhikan und Toa Nidhiki schnappten die Dunklen Jäger, stießen später aber auf die Tatsache, dass sie die Mörderin war und den Stein hatte. In dem anschließenden Kampf wurde der Stein zertrümmert und sie wurde gefangen genommen.

Die Toa schlossen sie im Kolosseum ein, bis sie entscheiden konnten, was mit ihr zu tun war. In einer Nacht, tauchte eine goldene Gestalt in ihrer Zelle auf, die sich als Botar vom Orden von Mata Nui identifizierte. Er erzählte ihr, was sie bereits selbst herausgefunden hatte: Stücke des Nui-Steins waren nun in ihrem Körper eingebettet, was sie zu einer lebenden Batterie für Toa-Kraft machte. Kein konventionelles Gefängnis würde imstande sein, sie lange aufzuhalten, nicht, solange es irgendwo in der Nähe Toa gab, denen sie Kraft entziehen konnte. Aber der Orden wollte mehr als eine effizientere Methode, sie einzusperren – sie wollten das Geheimnis des Nui-Steins, sodass sie weitere anfertigen konnten.

Dies war ein derart geheimes Unterfangen, dass nur die höchsten Ränge im Orden davon wussten. Also folgte ein kompliziertes Komplott. Botar teleportierte Tuyet in eine andere Dimension, eine, in der es keine Toa gab, die ihr Nui-Stein aussaugen konnte. Um dies gegenüber Ordensmitgliedern mit geringerem Rang zu verbergen, wurde eine zweite Tuyet – aus wieder einer anderen Dimension – an ihrer Stelle in die Grube gebracht. Dieses Double wurde sogar verändert, sodass Kristalle in sie eingebettet waren, obschon nicht von einem Nui-Stein. Sie würde in der Grube bleiben, während die echte Tuyet weggesperrt und über die Natur des Steins ausgefragt werden würde.

1500 Jahre lang versuchte der Orden, ihr das Geheimnis des Steins zu entreißen, ohne Erfolg. Die ganze Zeit über plante sie ihre Flucht. Indem sie an einem ihrer Wächter arbeitete, schaffte sie es, ihn von der Richtigkeit ihrer Sache zu überzeugen (immerhin verabscheute der Orden Dunkle Jäger und Makuta genauso sehr wie sie es tat). Schließlich war der Wächter ausreichend auf ihrer Seite, um ihr zu helfen, ihren eigenen Tod in einer Explosion vorzutäuschen. Da sie glaubten, ihr Körper sei verdampft worden, machte der Orden sich nicht die Mühe, nach ihr zu suchen. Währenddessen benutzte sie Technologie aus jener Dimension, um zu fliehen.

Ohne Karte brauchte sie zweitausend Jahre, um es in ihr eigenes Universum zurückzuschaffen... zweitausend Jahre voller Besuche in Welten, in denen es vor Toa, denen sie Stärke entziehen konnte, nur so wimmelte. Letztendlich fand sie einen Weg zurück nach Hause und landete in den Metru Nui Archiven.

Was das Schicksal ihrer Doppelgängerin in der Grube betraf, war sie ahnungslos. Sie vermutete, dass der Orden es wissen würde, und eines Tages, wenn ihr langweilig war, würde sie die Information aus ihnen herausquetschen. Aber vorerst lagen größere Aufgaben vor ihr.

Tuyet bezweifelte nicht, dass sie eine erfolgreiche Rebellion gegen Teridax organisieren und anführen und ihn zu Fall bringen konnte. Aber sie hatte keinesfalls vor, Mata Nui zu gestatten, die Kontrolle zurückzuerlangen. Tausende von Jahren, um darüber nachzudenken, hatten sie überzeugt, dass Mata Nui schwach war, oder er hätte die Makuta selbst vor langer Zeit ausgelöscht. Nein, was dieses Universum brauchte, war ein Herrscher, der stark und entschlossen war und keine Angst hatte, zu tun, was getan werden musste.

Jemanden wie mich, sagte sie sich selbst. Ja, jemanden genau wie mich.

Kapitel 5

Das viel zu vertraute, von einer Welle aus Übelkeit begleitete Verschwimmen der Realität traf Vezon. Er musste wirklich einen Weg finden, diese neue Kraft zu kontrollieren, wenn auch aus keinem anderen Grund, dass es anfing, dafür zu sorgen, dass er sich wirklich krank fühlte. Er war sich nicht sicher, wie Wesen wie Brutaka es schafften, sich die ganze Zeit zwischen Dimensionen zu bewegen, ohne ihren Verstand zu verlieren... dann wiederum, vielleicht hatte Brutaka, wie Vezon, nicht mehr so viel Verstand zu verlieren?

Wie auch immer, hier war er. Er war hier. Was natürlich die Frage aufwirft – wo war „hier“ dieses Mal? Die Kanohi Olmak, die mit seiner Substanz verschmolzen worden war, öffnete dimensionale Tore so wie Matoraner Geschenkpakete am Tag der Namensverleihungen öffneten, und es war unmöglich, vorherzusagen, wo man landen mochte.

Er schaute hinab. Es war Sand unter seinen Füßen. In der Tat war in jeder Richtung Sand. Zuerst dachte er, er wäre an einem Strand, aber es gab kein Wasser in der Nähe. Er konnte jedoch in der Ferne Bäume und Gebäude sehen, also begann er, in jene Richtung zu laufen.

Die Wüste, wie sich herausstellte, war nicht sehr groß. Sie wich einem üppigen Dschungel, in dem es von einer Menge Wesen wimmelte, die eines der Dinge taten, die Vezon tunlichst zu meiden versuchte: harte Arbeit. Manche waren offensichtlich Le-Matoraner... die anderen erkannte Vezon nicht, obwohl sie wie Dorfbewohner aussahen. Er hasste Dorfbewohner. Die waren so... fleißig.

Einer der Dorfbewohner hüpfte zu ihm herüber, indem er seine Arme als Vorderbeine benutzte. Er schaute zu Vezon hinauf und sagte lächelnd: „Bist du ein Freund von Mata Nui?“

Vezon vollführte ein kompliziertes und herausforderndes Kunststück – er lachte nicht. „Warum, ja, kleiner... was auch immer du bist. Bin ich.“

„Dann bist du also ein Toa?“

„Nichts anderes“, sagte Vezon und stellte sein bestes „edles und heroisches“ Lächeln zur Schau.

„Dann komm“, sagte der Dorfbewohner und sauste davon. „Du bist spät dran.“

Neugierig folgte Vezon ihm. Dieser Ort hatte einen Mata Nui und Toa, also musste es in etwa wie Zuhause sein. Aber wer waren diese anderen kleinen Zwerge? Und wo genau war er?

„Ähm, verzeih mir, Dorfbewohner“, begann Vezon.

Tarduk!“, rief der Dorfbewohner zu ihm zurück. Vezon duckte sich, wie ihm gesagt wurde, sah aber nichts, das durch die Luft flog. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, dass das, was er gehört hatte, nicht „Da, ducken!“ gewesen war.

„Genau. Wie auch immer. Wo bin ich?“, sagte Vezon.

Tarduk hielt inne und schaute über seine Schulter. „Oh, du musst von hoch oben aus dem Norden kommen. Das hier ist Tesara. Jetzt beeil dich, bitte – Gresh und Toa Kongu brauchen mehr Hilfe.“

Gresh?, sagte Vezon zu sich selbst. Was ist ein Gresh? Aber Kongu... den kenne ich.

Sie schlugen sich ihren Weg durch etwas Unterholz und Vezon erstarrte. Da waren Toa – jede Menge von ihnen – und ein paar andere Krieger, die er nicht wiedererkannte. Sie reparierten einen großen, metallischen Unterschlupf. Jaller benutzte seine Feuerkraft, um eine Spalte zu löten, während ein weibliches Wesen in blauer Rüstung ihn drängte, sich zu beeilen. Sie war keine Toa des Wassers, zumindest glaubte Vezon das nicht – Toa des Wassers waren normalerweise nicht so aufdringlich.

Vezon wusste, dass er nicht auf die Lichtung treten sollte – immerhin war er bei den Toa nicht besonders populär. Dann wiederum, sollten sie ihn sehen und angreifen, konnte das die Dinge interessant machen. Es waren bereits ganze zwei Tage verstrichen, seit jemand versucht hatte, ihn zu töten, und er wurde langsam unruhig.

Mit erhobenen Händen marschierte er hinauf zu der Stelle, an der die Toa arbeiteten. Ein paar nickten in seine Richtung. Einer lächelte. Ein Toa des Steins winkte sogar! Vezon entschied, dass er diesen Ort wirklich hasste.

„Also, wer genau bist du“, fragte Tarduk.

„Mein Name ist... äh... Toa Vezon“, sagte er laut genug, damit alle Toa ihn hören konnten. „Ich bin der Toa des... der... Anarchie.“

Tarduk runzelte die Stirn. „In Ordnung. Ich verstehe. Wir hatten wirklich auf Eis gehofft... bei dieser Arbeit hier wird es ziemlich heiß.“

Vezon sah sich um. Niemand hatte überhaupt auf seinen Namen reagiert... nicht einmal Jaller. War es möglich--? Nein, das war zu schrecklich, um es nur zu denken. So eine Tragödie, so ein Verlust, war einfach unfassbar. Aber er musste sich der Tatsache stellen:

Dieses Universum hatte keinen Vezon. Es hatte nie einen gehabt. Ansonsten würde inzwischen sicherlich jemand auf ihn schießen.

„Wir kriegen da oben im Norden nicht so viele, ähm, Nachrichten“, sagte er Tarduk. „Was genau geht hier vor?“

„Du weißt es nicht?“, sagte Tarduk. „Nun, ich vermute, ich sollte dich zu Takua schicken, aber ich glaube, er ist heute oben in Roxtus. Es ist wirklich recht einfach – die Großen Wesen, durch Mata Nui, haben die Dinge hier in der Gegend in Ordnung gebracht. Dann ging Mata Nui hoch in den Norden und ein paar Monate später kreuzten die Toa und Matoraner und all die anderen auf.“

„Und was ist mit Mata Nui passiert?“

Tarduk zuckte mit den Achseln. „Tahu Nuva hat etwas über das Tal des Labyrinths gesagt und davon, dass Energie wieder dorthin zurückginge, wo sie hingehöre. Ich hab nicht allzu viel davon aufgeschnappt. Geschichte war noch nie mein Ding, weißt du?“

Vezon wandte sich beim Geräusch marschierender Füße um. Eine große Gestalt, unverkennbar ein Makuta, führte eine Kolonne schwarz gepanzerter Krieger bei einem Drill an.

„Sie sind früh dran“, sagte Tarduk. „Seit Tuma abgesetzt wurde und die Makuta die Skrall übernommen haben, sind sie äußerst effizient. Ich bin froh, dass sie auf unserer Seite sind!“

Ein paar weitere Fragen klärten für Vezon die Dinge auf, oder taten das zumindest einigermaßen. In diesem Universum hatten die Makuta nie gegen Mata Nui rebelliert. Dem Großen Geist war gestattet worden, mit seiner Mission – worin auch immer die bestand – ungehindert fortzufahren. Nachdem sie abgeschlossen war, ließ er zumindest manche der Toa und Matoraner gehen und bei den Eingeborenen leben. Das schloss auch die Makuta mit ein, die die Ambitionen irgendeines lokalen Kriegsherrn zerschlagen, aber die Armee behalten hatten.

Vezon wunderte sich, wofür sie an so einem glücklichen, friedlichen, idyllischen, hirnbetäubend langweiligen Ort wie diesem überhaupt eine Armee brauchten, als seine Frage auf sehr dramatische Weise beantwortet wurde. Über die Dünen in der Ferne kam eine Armee, die direkt auf Tesara zumarschierte. Manche von ihnen erkannte er – andere Skakdi, wie die Piraka, Roodaka und ihre Vortixx und Makuta Miserix in Drachenform. Die schwarz gepanzerten Reiter auf den zweibeinigen Reptilien waren Vezon neu, aber er bezweifelte, dass sie gekommen waren, um Fruchtkörbe abzuliefern.

„Das ist ein Angriff“, rief Tarduk. „Schnell, Toa Vezon – geh, hilf den Makuta. Benutze deine Kraft. Ich werde die anderen holen.“

Meine Kraft benutzen. Genau, dachte Vezon. Meine Kraft ist, verdammt noch mal hier rauszukommen. Ich muss nur herausfinden, wie ich sie anschalten kann.

Die Invasoren pflügten durch die Reihen der Skrall-Krieger und hielten auf das Dorf zu. Die Skakdi an der Spitze schleuderten Fackeln, wodurch sie den Dschungel in Brand steckten.

Jetzt wäre wirklich eine gute Zeit für ein dimensionales Tor nach... irgendwo!, sagte Vezon zu sich selbst. Komm schon. Komm schon! Ich will nicht in einem Universum sterben, in dem ich nie gelebt habe... wer wird sich dann an mich erinnern?

Aber die Kraft der Olmak war seltsamerweise abwesend. Und alles, was Vezon tun konnte, war, dazustehen und zuzusehen, wie eine herbeirauschende Horde zu ihm vorpreschte.

Kapitel 6

Vezon hatte schon bessere Tage gehabt. Seine neu entdeckte Fähigkeit, zu anderen Dimensionen zu reisen, hatte ihn auf einer alternativen Welt namens Spherus Magna gestrandet, wo Makuta, Toa und irgendeine Rasse namens Agori glücklich zusammenlebten. Nun, fast - eine recht beträchtliche Armee aus Skakdi, Vortixx und Ureinwohnern Spherus Magnas hielt direkt auf das Dorf zu, in dem Vezon stand.

Es schien eine gute Zeit sein, um zu gehen. Aber Vezon hatte noch keinerlei Meisterschaft über die Kräfte der Kanohi Olmak erlangt, die mit ihm verschmolzen worden war. Sie funktionierte nicht, nur weil er es wollte, und jetzt gerade begann er sich zu wünschen, er hätte das elendige Ding überhaupt nie gesehen.

Zum sechsten Mal binnen der letzten Minute zwang er die Kraft der Olmak, ihn aus dieser Realität wegzubringen, bevor die herannahende Horde ihn unter ihren Füßen zertrampelte. Diesmal spürte er das inzwischen vertraute Schwindelgefühl, das einem Dimensionssprung voranging, und sah die Welt um sich herum flackern. Aber dann geschah etwas, das noch nie zuvor geschehen war: jeder um ihn herum gefror an Ort und Stelle. Als er versuchte, sich nach einem Toa auszustrecken, um ihn zu berühren, ging seine Hand direkt durch ihn hindurch. Am schlimmsten jedoch war, dass er nicht "reiste" - er schien in einem Reich aus Statuen festzustecken.

"Das ist besser, als getötet zu werden", sagte er zu sich selbst. "Nicht viel besser, aber immerhin besser."

Sein verwirrter Verstand ging alle möglichen Szenarien durch. Das war keine große Hilfe, da er so gut wie nichts über Masken der Macht wusste, oder wie man sie reparieren konnte. Wenn etwas mit der Olmak schiefgelaufen war, steckte er womöglich für immer fest.

Wäre das so schlimm? Die Stimme war in seinem Kopf - das war für Vezon nichts Ungewöhnliches, obwohl die Stimmen, die er hörte, normalerweise seine eigenen waren.

"Wenn es nicht bald etwas unterhaltsamer wird, dann ja", erwiderte Vezon. "Mit wem spreche ich?"

Mein Eigenname würde dir nichts sagen. Die Leute von Spherus Magna würden mich ein "Großes Wesen" nennen.

"Und was macht dich so groß?"

Ich spreche nicht mit den Wesen dieser Welt. Sie sehen und hören mich nie, und so ist es ihrer Vostellungskraft überlassen, sich auszumalen, wie ich bin, wie ich denke und was ich glaube. Die Vorstellungskraft hat eine unendliche Kapazität, die Leerräume mit dem zu füllen, was sie dort haben will.

"Schön und gut", sagte Vezon ungeduldig. "Kannst du mir helfen, aus dieser Lage herauszukommen?"

Warum sollte ich? Ich habe dich doch erst in sie hineingebracht. Meine Leute haben die ersten Masken der Macht geschaffen. Wir wissen definitiv, wie man eine abschaltet. Du gehörst nicht hierher... in der Tat glaube ich nicht, dass du irgendwo hingehörst. Und daher bist du jetzt nirgendwo.

"Ist es das, was Große Wesen den ganzen Tag über tun? Ihre Phantomnasen in Dinge hineinstecken, die sie nichts angehen, und einer völlig perfekten realitätsübergreifenden Randale eines Irren in die Quere kommen?", fragte Vezon.

Ich bin vielleicht kein typisches Großes Wesen, erwiderte die stimme. Vor Äonen beging ich den Fehler, die Maske des Lebens zu berühren. Das Ergebnis war, dass alles um mich herum - Möbel, Ausrüstung, Lichtstrahlen - zum Leben erwachte. Zu ihrer eigenen Sicherheit sperrten meine Mitherrscher mich ein. Jetzt muss ich nur noch meine lebenden Ketten fürchten... lebende Steinblöcke... und die Schreie des Lichts, während die Finsternis es auslöscht.

Vezon wusste nichts über die Schmerzen, die ein lebendes Licht spüren mochte, aber er erkannte ein Licht am Ende des Tunnels, wenn er eines sah. "Also bist du in einem Gefängnis, genau wie ich. Würdest du mich freilassen... wenn ich dich befreien könnte?"

Die Stimme in Vezons Kopf war lange Zeit still.

* * *

Lewa war starr vor Schreck. Artakha hatte ihn in eine Höhle teleportiert, aber er war nicht alleine dort. Nein, offensichtlich teilte er sie mit irgendeinem Wesen namens Tren Krom... und etwas sagte Lewa, dass er seinen Gastgeber nicht wirklich sehen wollte.

Dreh dich um, sagte Tren Krom erneut. Seine telepathische "Stimme" erinnerte Lewa an ein Nest sich windender Bohrwürmer.

"Mit geht es hier übergut, danke", sagte Lewa. "Artakha sagte--"

Ich kann mir denken, warum du gekommen bist, Toa, erwiderte Tren Krom. Auch ich habe die Stimme von Makuta Teridax aus jeder Ecke des Universums kommen hören. Aber was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich habe Wissen, das als eine Waffe gegen ihn verwendet werden könnte, aber Wissen ohne die Erfahrung, um es zu benutzen, ist noch weniger als nutzlos. Und ich wurde von den Großen Wesen an diese Insel gebunden, unfähig, mich fortzubewegen."

"Und wenn die Großen Wesen es getan haben, dann bezweifle ich, dass ich die Macht habe, dich schnellzubefreien", sagte Lewa. "Also war diese Reise eine weitere Zeitverschwendung."

Vielleicht... und vielleicht, sagte Tren Krom. Es gibt vielleicht einen Weg. Aber er beinhaltet ein großes Risiko... und sein Gelingen wäre für dich wahrscheinlich schlimmer als das Scheitern."

"Jeder, der mir lieb und teuer ist, schwebt in Gefahr", antwortete Lewa. "Alles, was mir etwas bedeutet, ist von Makutas Verderbtheit vergiftet worden. Ich werde tun, was immer nötig ist, um ihn aufzuhalten."

Du wirst deine Wahl später im Leben noch bereuen, sagte Tren Krom. Aber die Wahl wurde dennoch getroffen.

Lewa spürte, wie sich ein Tentakel um seinen Hals schlang. Seine Arme fuhren hoch, um ihn wegzureißen, dann stoppen sie auf halbem Wege. Im nächsten Augenblick begann die Welt sich zu drehen und er kam sich vor, als würden seine Innereien stückweise herausgerissen werden. Es gab Licht und Schmerz und undurchdringliche Finsternis. Und als die Schatten sich verzogen, starrte Lewa... sich selbst an.

Er sah hinab, nur eine Mikrosekunde lang, lange genug, um eine riesige, tentakelbewehrte Masse zu sehen, die in den Stein eingepflanzt war. Instinktiv wusste er, dass das Tren Kroms Körper war - und sein Geist steckte in seinem Innern.

"Freiheit." Das Wort kam aus Lewas Mund, in Lewas Stimme, aber es wurde von Tren Krom gesprochen. "Nach so langer Zeit habe ich wieder einen Körper... einen starken, mächtigen Körper, der mich von diesem elenden Ort wegbringen kann... dank dir."

Lewa versuchte zu sprechen und konnte es nicht. Zuerst geriet er in Panik. Dann erinnerte er sich, dass Tren Krom telepathisch mit ihm gesprochen hatte. Er konzentrierte sich und seine Worte hallten durch "Lewas" Gehirn.

Was hast du getan? Ich habe dem nicht schnelllzugestimmt!

"Du sagtest 'was immer nötig ist'", entgegnete Tren Krom. "Das ist, was nötig war. Aber keine Angst - ich werde mich an unsere Abmachung halten. Ich werde mein Wissen benutzen, um Teridax zu stoppen. Alles, was ich dafür im Gegenzug verlange, ist Freiheit. Ist ein Leben, das hier im Exil verbracht wird, etwa ein zu hoher Preis für die Sicherheit all ejner, die du kennst und liebst?"

Bevor Lewa eine Antwort formen konnte, hatte Tren Krom - im Körper des Toa Nuva der Luft - die Höhle verlassen. Lewa wollte ihn verfolgen, aber der große Klotz dieses Körpers war Teil der Insel selbst. Er konnte sich nicht bewegen.

Und wenn ich keinen Weg finde, meinen Körper zurückzubekommen, sagte er zu sich selbst, werde ich für immer hier ewig-festsitzen.

Kapitel 7

Tren Krom stand an der Küste dessen, was für so viele Jahrtausende "seine" Insel gewesen war - seine Heimat, sein Gefängnis, seine Folterkammer. Für beinahe so lange, wie er sich erinnern konnte, war er hier durch die Macht der Großen Wesen gefangen gehalten worden. Völlig zu Recht sollte er sie und ihre Schöpfung, Mata Nui, hassen und Rache wollen.

Seltsamerweise tat er das nicht. Ja, er hatte gegen seine Gefangenschaft angetobt und mehr als nur einmal Rache geschworen. Aber im Laufe der Zeit wurde er weiser und entsann sich des alten Sprichworts, dass "niemand in einem brennenden Haus kämpft." Die Schöpfung der Großen Wesen zu Fall zu bringen würde ihm nicht das Geringste bringen. In der Tat würde das auch seinen Tod bedeuten. Und, obwohl er vor über 100.000 Jahren zugunsten Mata Nuis verdrängt worden war, verspürte Tren Krom immer noch ein Gefühl der Verantwortung für das Universum, über das er einst wachte.

Deshalb hatte er Toa Nuva Lewa dazu überlistet, mit ihm den Körper zu tauschen, sodass er der Insel endlich entkommen konnte. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass er bei dem Tausch nicht Lewas Luftkräfte bekommen würde. Ohne sie, und ohne Boot oder Luftfahrzeug, hatte er keinen Weg, um die Küste zu verlassen. Dennoch war das kein Grund zur Sorge. Er wusste, wer Lewa zu ihm geschickt hatte, und daher kannte er die Lösung für sein Problem.

Artakha, höre mich

Es war eine telepathische Nachricht, die über eine unvorstellbare Distanz hinweg projiziert wurde. Dennoch kam die Antwort binnen Sekunden.

Ich bin hier, Tren Krom. Wie ich sehe bist du immer noch sehr... einfallsreich.

Der Körper wird von Nutzen sein, räumte Tren Krom ein, aber nur, wenn ich in ihm nach Metru Nui reisen kann. Du kannst das geschehen lassen.

Und sollte ich dich etwa auf das Universum loslassen?, wunderte sich Artakha. Die Großen Wesen haben dich aus gutem Grund festgesetzt, sodass Mata Nui ohne Rivalen herrschen konnte.

Tren Krom fluchte. Hör auf, deine Hände in Unschuld zu waschen, du uralter Narr. Wenn du mich nicht auf freiem Fuß brauchtest, warum hast du dann den Toa geschickt? Du wusstest, was ich tun würde.

Artakha schickte keine Nachricht zurück. Stattdessen begann die Welt um Tren Krom herum zu schimmern und zu verblassen. Als seine Sicht wieder klar war, stand er in einem unterirdischen Tunnel, der mit einer Sammlung aus kaputter Ausrüstung und staubbedeckten Artefakten gefüllt war. Er war noch nie zuvor körperlich an diesem Ort gewesen, doch er wusste, was er war: die Metru Nui Archive.

Besten Dank, dachte er.

Artakhas Antwort war ernst. Sieh zu, dass du deinen Teil dieses Handels einhältst, Tren Krom. Und denk nicht mal daran, einen Körper zu behalten, der nicht deiner ist. Ich werde einen Weg finden, ihn zu zerstören, bevor ich ihn dich für alle Ewigkeit stehlen lasse.

Tren Krom ignorierte ihn. Seine größere Sorge war, einen Weg dorthin zu finden, wo er hingehen musste, bevor Makuta Teridax etwas unternahm, um ihn zu stoppen. Die Archive waren ein Labyrinth aus Tunneln und keiner der Geister, in denen er jüngst gelesen hatte, kannte den Grundriss. Er griff hinaus, auf der Suche nach einem intelligenten Wesen in der Nähe, das vielleicht wusste, wie man sich in dem Irrgarten zurechtfand.

Er fand etwas gänzlich anderes. Sein Verstand streifte gegen einen anderen, einen mit unglaublich stark ausgeprägtem Willen und Ehrgeiz. Bevor er tiefer sondieren konnte, hörte er, wie sich Gestalten näherten. Toa Lewas Waffe bereithaltend, machte Tren Krom sich auf einen Angriff gefasst.

"Lewa! Seht, es ist Toa Lewa!"

Der Freudenschrei kam von einem matoranischen Dorfbewohner. Eine schnelle Abtastung seines Geistes offenbarte, dass sein Name Kapura war und dass sein Begleiter Hafu hieß. Aber was Tren Krom am meisten faszinierte war das blau gepanzerte, weibliche Wesen, das mit ihnen reiste.

"Ist das nicht großartig, Hafu? Jetzt haben wir zwei Toa bei uns - Lewa und Tuyet."

Tuyet? Tren Krom nahm sich die Zeit, ihren Verstand zu lesen, wobei er überhaupt nicht subtil vorging. Er sah ihre vergangenen Bemühungen, das Universum zu übernehmen, und ihre Pläne, es in der Zukunft erneut zu versuchen. Diese da war mächtig und gefährlich... aber sie konnte vielleicht auch von Nutzen sein.

Tuyet selbst lächelte einfach nur. Sie wusste, dass da gerade kein Toa der Luft vor ihr stand. Sie war Lewa Nuva nie begegnet, aber kein Luftkrieger, der eine Maske der Levitation trug, hatte die Art von mentalen Fähigkeiten, die sie spürte. Wer war das also wirklich und warum tarnte er sich selbst als Toa Nuva?

"Wenn du gegen Makuta bist, dann wäre deine Hilfe sehr... immergewollt", sagte Tren Krom, der den Matoranern zuliebe schnell etwas Baumsprache hinzufügte.

"Da bin ich mir sicher", sagte Toa Tuyet. "Demnach hast du also einen Plan?"

"Wenn nicht, dann bin ich mir sicher, dass du einen hättest", erwiderte Tren Krom, der ihr direkt in die Augen sah. "Vielleicht können wir einander... schnellhelfen?"

"Was für ein Durchbruch", sagte Kapura lächelnd. "Findest du nicht, Hafu?"

Der Po-Matoraner schaute von Toa Tuyet, der er nicht traute, zu Lewa Nuva, der nicht ganz er selbst zu sein schien. "Joa. Wunderbar", murmelte er.


Die kleine Gruppe wartete bis die Nacht hereinbrach. Dann schlichen sie aus den Archiven und machten sich auf den Weg zum Kolosseum. Auf dem Weg passierten sie Toa Pouks und Toa Bomonga, die beiläufig durch die Stadt spazierten als ob nichts wäre.

„Wer sind die?" fragte Tuyet. „Verräter an der Sache der Toa?"

„Sie sind Toa Hagah." Erklärte Kapura. „Etwas ist mit ihnen geschehen … niemand weiß, was genau. Doch sie spazieren an Rahkshi vorbei als ob diese Monster gar nicht da sind." Er zuckte mit den Schultern.

Fasziniert berührte Tren Krom das Bewusstsein der beiden Toa Hagah. Ah, dachte er, ein einfacher Trick. Teridax spielt diesen Toa eine falsche Realität vor, in der alles friedlich und heiter ist. Für sie ist es eine undurchdringliche Illusion, aus der sie sich selbst nie befreien könnten. Doch für mich …

Ein Minimum von Tren Kroms geistiger Kraft zerfetzte Makutas falsche Wirklichkeit. Pouks und Bomonga schüttelten die Köpfe, als würden sie aus einem Traum erwachen. Selbst als er sie in die reale Welt zurückholte, sandte er seine Macht in die Geister der anderen Toa Hagah aus und befreite sie ebenfalls.

„Vielleicht wird das Glück auf Metru Nui fallen und diese Toa werden bald wieder zur Vernunft kommen." Sagte Tren Krom. „Die Zeit wird es uns sagen."

„Meisten stut sie das." Sagte Tuyet. „Was wird die Zeit wohl über uns sagen?"

Tren Krom sah sie an. „Hoffentlich nichts, dessen einer von uns sich schämen müsste."

„Oh, natürlich nicht." Antwortete sie mit einem leisen Lachen.

„Wo gehen wir eigentlich hin?" Fragte Hafu. „Und will ich es wirklich wissen?"

Tren Krom zeigte auf das Kolosseum. „Dorthin. Ich habe eine Nachricht für Mata Nui. Sie könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod für alle bedeuten."

„Mata Nui?" fragte Hafu ungläubig. „Aber Mata Nui ist nicht dort. Makuta hat ihn aus dem Universum verbannt, vielleicht sogar getötet. Wie willst du ihm eine Nachricht senden? Und was könnte er überhaupt tun um uns zu helfen?"

Tren Krom sah den Po-Matoraner an. Ein seltsames Lächeln umspielte Lewa Nuvas Lippen, die Mundwinkel seltsam angezogen. „Die Antwort auf diese beiden Fragen ist dieselbe … du würdest überrascht sein, Hafu. Sehr überrascht."

Kapitel 8

Toa Helryx hatte eine Entscheidung getroffen.

Alleine in ihrem Gefangnis, nur mit den Gedanken von Makuta Teridax und einem Poträt von Makuta Miserix zur Gesellschaft, hatte sie Zeit zum Nachdenken gehabt. Teridax hatte ihr gezielt erklärt, was er vorhatte - die Macht des Körpers des Großen Geistes meistern und sie benutzen, um andere Welten zu erobern. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er das auch tun konnte, außer man hielt ihn auf.

Aber wie?

Die offensichtliche Antwort lag bei den Matoranern. Es gab eine offensichtliche Verbindung zwischen ihren Arbeiten und der Gesundheit des Mechanoiden, in dem sie lebten. Einfach ausgedrückt, wenn sie zu arbeiten aufhörten, würde der Roboter sterben, und Makuta Teridax mit ihm. Das Problem war, dass Teridax keinen Streik tolerieren würde. Zweifellos würde er ein paar Matoraner abschlachten, auf besonders qualvolle Art und Weise, bis der Rest nachgab. So tapfer sie auch waren, man konnte nicht darauf zählen, dass die Matoraner im Angesicht des Leides ihrer Freunde standfest bleiben würden.

Es gab natürlich noch ein Problem. Der Tod des Roboters würde unweigerlich auch den Tod von jedem nach sich ziehen, der darin lebte - Matoraner, Toa, Vortixx, Skakdi, jeder. Der Planet draußen hatte keine bekannten Landmassen und bot somit keinen Zufluchtsort. Die Bewohner des Matoranischen Universums würden ersticken oder in der Dunkelheit erfrieren.

Als Anführerin des Ordens von Mata Nui hatte Helryx oft Entscheidungen fällen müssen, die ihre Agenten in den Tod schickten. Das war ein Berufsrisiko. Aber konnte sie eine Entscheidung fällen, die ein ganzes Universum in sein Grab schicken würde?

Ja, wie sich herausstellte. Konnte sie.

Teridax musste aufgehalten werden, bevor er Milliarden Unschuldiger im jenseitigen Universum tötete oder versklavte. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn zu Fall bringen konnte, aber sie musste es versuchen. Ihr Gefängnis war nahe bei einem empfindlichen Bereich, dessen Zerstörung vielleicht genug war, um den Makuta zu töten. Eine Nova-Explosion mit ihrer Wasserkraft konnte vielleicht genug Schaden anrichten. Selbst wenn sie ihn nur verkrüppeln konnte, würden andere ihn vielleicht ganz erledigen können.

Sie schloss ihre Augen und zog all ihre Kraft heran. Wenn sie irgendwelche Zweifel oder Bedauern hatte, dann schob sie diese beiseite. Helryx würde tun, was sie immer getan hatte: was auch immer nötig war.

Ein unglaublich lautes Klopfen durchbrach ihre Konzentration. Hatte Teridax bereits entdeckt, was sie zu tun im Begriff war?

Im nächsten Moment brach die Wand ein. Durch den Schutt traten zwei Matoraner, Toa Nuva Lewa und eine Gestalt, von der Helryx nicht erwartet hätte, sie je wiederzusehen: Toa Tuyet.

"Du!", erwiderte die Ordensanführerin. "Was machst du hier?"

"Gern geschehen", erwiderte Tuyet. "Ich hatte keine Ahnung, dass du hier eingesperrt bist, Helryx. Ausgleichende Gerechtigkeit, bedenkt man, wie deinesgleichen mich jahrhundertelang eingesperrt hat, nicht wahr?"

Helryx schaute zu Lewa. Tuyet, auf freiem Fuß, war eine potenziell schreckliche Bedrohung. Vielleicht, wenn sie und der Toa Nuva der Luft schnell handelten, konnten sie die abtrünnige Toa überwältigen. Aber Lewa schenkte Helryx keine Aufmerksamkeit. Stattdessen schien er auf das Bild von Miserix fixiert zu sein. Makuta Teridax hatte seinen alten Feind in einem einzigartigen und gemeinen Akt des Mordes in eine Zeichnung an der Wand verwandelt.

"Lewa? Was machst du da?", fragte sie.

Der Toa der Luft ignorierte sie. Stattdessen murmelte er: "Interessant. Nicht tot, aber so überzeugt davon, dass er es ist, dass er es genauso gut sein könnte."

"Lass dich von dem nicht stören", sagte Tuyet. "Er ist nicht Lewa. Ich bin mir nicht sicher, wer er ist, nur, dass er wusste, wie er uns hierher bringen konnte. Und nun, da wir hier sind, bin ich mir sicher, dass ich einen Weg finden kann, unsere Ankunft zu meinem Vorteil zu nutzen."

Helryx schaute zurück zu Lewa. Der Toa der Luft hatte seine Augen geschlossen und streckte seine rechte Hand aus. Aber kein Zyklon brach aus seiner ausgestreckten Handfläche hervor. Tatsächlich geschah überhaupt nichts.

Und dann, plötzlich, geschah etwas.

Das Poträt von Miserix wölbte sich, als würde es sich zusammenfalten. Einen Augenblick später stand Makuta Miserix selbst in der Kammer, in seiner ganzen reptilienartigen Pracht. Der Makuta sah zuerst benommen aus, dann füllten seine Augen sich mit Zorn.

"Wo ist Teridax?", brüllte er, so laut, dass die Wände erzitterten.

"Nun", sagte Tuyet. "Das war eine Überraschung."

"Klappe halten", bellte Helryx, "ihr alle." Sie wandte sich den beiden Matoranern zu. "Hafu, Kapura... dies ist kein Ort für euch. Geht zurück nach Metru Nui und überbringt dem Widerstand eine Nachricht. Sagt ihnen, sie sollen bereit sein, zu handeln, und sagt ihnen... dass sie Frieden mit dem Großen Geist und einander schließen sollen."

Hafu machte einen Schritt vorwärts, bereit, darum zu streiten, bleiben zu dürfen. Aber Kapura legte eine Hand auf seinen Arm und schüttelte seinen Kopf. An dem kommenden Kampf konnten sie nicht teilhaben... irgendwie wusste er, dass diese Toa des Wassers vom Ende aller Dinge redete.

Jetzt war Lewa Nuva an der Reihe, zu sprechen. "Eine Nachricht muss geschickt werden. Mata Nui muss bereit sein."

"Wer bist du?", wollte Helryx wissen.

"Du hast von mir als Tren Krom gehört", sagte der Toa. "Wie Tuyet bin ich jüngst aus meinem Gefängnis entkommen. Jetzt muss ich eine Aufgabe durchführen."

Er schritt an Helryx vorbei, lief zu einem Wandpaneel und riss es ab. Eine kleine Gruppe Maschinen war dahinter verborgen gewesen. Während er begann, die Bedienelemente zu manipulieren, wollten Helryx, Tuyet und Miserix alle Anstalten machen, ihn aufzuhalten.

"Wartet!"

Jeder in der Kammer wirbelte herum, um zu sehen, wer gesprochen hatte. In der geöffneten Wand standen Brutaka und Axonn. Brutaka schwebte und eine grünliche Aura umgab ihn. Axonns linker Arm hing nutzlos an seiner Seite. Beide sahen aus, als hätten sie einen Krieg durchgemacht.

"Tren Krom muss tun, weshalb er hier ist", sagte Brutaka. "Die Drei müssen eins sein. Dieses Universum muss leben, sodass eine Welt wieder ganz sein kann."

"Dieses Universum muss sterben, und Teridax mit ihm!", erwiderte Helryx. "Axonn, Brutaka, ich befehle euch, diese drei da zu überwältigen."

Brutaka lächelte. "Wir empfangen keine Befehle mehr von dir, Toa Helryx. Wir empfangen unsere Befehle von der Bestimmung."

"Nur damit ihr es wisst", fügte Axonn hinzu, "ist Brutaka dieser Tage sein eigenes 'wir'. Lange Geschichte."

Tuyet hatte aufgehört, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Sie belauschte Tren Krom. Welche Nachricht er auch immer schickte, sie war zum größten Teil keine hörbare, aber ab und an murmelte er etwas, das sie aufschnappen konnte. Bisher hatte sie die Begriffe "Ignika" und "Goldene Rüstung" gehört. Beide waren gelinde gesagt interessant.

"Genug Gerede", fauchte Miserix. "Teridax bewohnt diese Metallhülle, und das bedeutet, dass sie zerstört wird, zusammen mit allen, die in die Quere kommen."

"Fang nichts an, das du nicht vollenden kannst", warnte Tuyet. "Ich habe vielleicht noch einen Nutzen für dieses Universum."

"Brutaka, vielleicht hat Helryx Recht", sagte Axonn. "Vielleicht ist dies der einzige sichere Weg, Teridax aufzuhalten. Vielleicht ist es das, was Mata Nui von uns verlangt hätte."

Vor den erschrockenen Augen von Kapura und Hafu, wurden Schlachtlinien gezogen. Auf der einen Seite standen Helryx, Miserix und Axonn - auf der anderen Tuyet, Lewa Nuva und Brutaka.

"Wenn es sein muss, muss es sein", sagte Brutaka. "Dann, um dieses Universum zu retten... müssen Axonn, Helryx und Miserix sterben."

Kapitel 9

Mazeka stand auf einem Bergkamm. Tief unten konnte er die Überreste eines toten Dorfes sehen. Er erkannte es als eines wieder, das einst Heimat einer kleinen Gruppe von Ba-Matoranern gewesen war, deren Element Gravitation war. Es sah aus, als wäre es vor einiger Zeit überrannt worden, aber es gab keine Zeichen irgendwelcher matoranischer Leichen. Vielleicht sind die Dorfbewohner in die Hügel entkommen, dachte er, oder vielleicht wurden sie einfach nur gefangengenommen.

"Dein Universum ist sehr... turbulent", sagte Makuta Teridax. Der weiß gepanzerte Krieger stand neben Mazeka. Er kam aus einem alternativen Universum, in dem die Makuta nie rebelliert hatten, sondern stattdessen den Großen Wesen treu geblieben waren und geholfen hatten, eine Welt zu retten. Er war mit Mazeka in dieses Universum gekommen, um zu versuchen, es aus der Kontrolle seines bösen Gegenstücks zu befreien.

"So kann man es auch nennen", erwiderte Mazeka. "Es fällt mir schwer, mich an eine Zeit in meinem Leben zu erinnern, in der ich nicht gekämpft habe. Ich hatte Glück. Ich bin noch am Leben. Ich bin mir nicht sicher, ob man das auch von den Matoranern behaupten kann, die dort unten lebten."

"Wenn sie gestorben sind, war das vielleicht eine Gnade", sagte Teridax. "Vielleicht sind sie besser dran, wenn sie nicht sehen, zu was ihr Universum geworden ist."

"Jetzt klingst du wie unser Teridax", sagte Mazeka. "Ich schätze, ihr beiden seid doch nicht so verschieden, wie es mir lieb wäre."

Teridax schüttelte seinen Kopf. "Eine Abbiegung nach links statt nach rechts, eine erlittene oder eine vermiedene Wunde, eine Stunde zu früh oder zu spät aus dem Schlaf erwachen... das sind die kleinen Dinge, an denen ganze Leben hängen, Mazeka. Euer Teridax hat einen Schritt auf einen Weg gemacht, den die Umstände mich meiden ließen. Wenn die Umstände anders gewesen wären, wer weiß?"

"Das heißt, wenn du an seiner Stelle die Kontrolle über dieses Universum übernommen hättest...?"

"Dann könnte ich genauso böse sein", antwortete Teridax. "Es ist immer eine Möglichkeit."

Um sie herum erhoben sich Winde. Binnen eines Moments waren sie von einer sanften Brise zu einem kreischenden Mahlstrom geworden, der so mächtig war, dass er Mazeka von den Füßen riss und ihn zum Rand des Grats taumeln ließ. Teridax rang darum, fokussiert zu bleiben, und ignorierte den Sturm, während er seine Macht benutzte, um Mazeka vor dem Sturz zu bewahren. Aber der Boden brach unter seinen Füßen auf und zerschmetterte seine Konzentration. Mazeka fiel den Hang hinab, dicht gefolgt von Teridax.

Sie landeten inmitten der Ruinen. Mazekas Aufprall zerschmetterte die seit langem tote Leiche eines Visorak zu feinem, schwarzem Staub. Teridax schlug hart auf, rollte sich aber mit dem Sturz ab und war augenblicklich wieder auf den Beinen. Nun, da er sich umsah, konnte er andere Körper von Visorak-Spinnen hier und da verstreut sehen. Die Dorfbewohner, die hier gelebt hatten, waren kämpfend untergegangen.

Dann kam eine Stimme aus den toten Mündern der Visorak überall um sie herum. Teridax erkannte sie als seine eigene Stimme wieder, aber berührt mit Wahnsinn und Boshaftigkeit. "Wie ich sehe, hast du Gesellschaft mitgebracht, Mazeka... und was für eine Gesellschaft."

"Es ist Makuta", sagte Mazeka. "Er hat uns gefunden."

"Ja, ich habe eure Ankunft nie bemerkt, das muss ich gestehen", sagte Makuta durch die toten Spinnen. "Aber hast du wirklich gedacht, eine bleiche und schwache Version meiner selbst könnte mich nun aufhalten?"

"Schwach?", sagte der weiß gepanzerte Teridax. "Stärker, würde ich sagen, da ich den Versuchungen standhielt, denen du erlegen bist."

"In der Tat. Dann lasst uns mal sehen, welchen Dingen du noch alles standhalten kannst."

Die Luft knisterte vor Ozon und dann tauchten vor Mazekas und Teridax' Augen drei Gestalten auf. Jede ähnelte Takanuva, dem legendären Toa des Lichts, aber ihre Rüstung war pechschwarz und Schattenenergie wirbelte um ihre Hände.

"Ich bin ein armseliger Gastgeber gewesen, Bruder", sagte die Stimme von Makuta. "Gestattet meinen neuen Freunden, dich gebührend in meinem Universum willkommen zu heißen."

* * *

Helryx wich Tuyets schlitzendem Angriff aus und landete einen Seitentritt in ihren Rumpf. Die korrupte Toa des Wassers taumelte rückwärts, wobei sie nur knapp vermied, aus Versehen von Brutaka getroffen zu werden. Die Schlacht hatte nur Augenblicke zuvor begonnen, aber die Kammer, in die sie kämpften, war bereits ein heilloses Durcheinander.

Die Streitfrage hinter dem Kampf war todernst. Helryx, Makuta Miserix und Axonn hatten beschlossen, dass Teridax' Kontrolle über das Universum beendet werden musste, sogar wenn das die Zerstörung des Universums selbst bedeutete. Tuyet, Brutaka und ein besessener Lewa Nuva glaubten, dass immer noch Hoffnung bestand, Makuta auszutreiben, ohne Millionen Matoraner dabei zu töten.

Miserix dachte, er hätte den einfachsten Gegner. Er konnte spüren, dass Lewa Nuva nicht er selbst war, sondern unter der Kontrolle eines anderen stand. Wer auch immer das war, er hatte keinen Zugriff auf die Luftkräfte des Toa. Das würde seine Niederlage besiegeln.

Leider war Lewas Körper nun das Zuhause von Tren Krom, einer uralten Entität mit enormen mentalen Kräften. Miserix' erster solider Hieb schlug Lewa zu Boden. Der gefallene "Toa" antwortete mit einem mentalen Schockstoß, der Miserix' Gehirn beinahe zu Asche verwandelte. Dennoch, Miserix hatte in den vergangenen Jahrtausenden viel durchgemacht - Gefangenschaft, Folter, Demütigung - und keine Gedankenkraft würde ausreichen, um ihn aufzuhalten. Er packte Lewa in seiner Klaue und schlug seinen Feind gegen die Wand, einmal, zweimal, dreimal.

Axonns Herz war nicht in diesem Kampf. Er hatte vor Kurzem erst Brutaka wiederentdeckt und ihre alte Freundschaft wiedererlangt. Er konnte nicht glauben, dass sie einander schon wieder an die Kehle fuhren. Und er war sich nicht sicher, dass Brutaka Unrecht hatte - vielleicht waren Helryx' Pläne zu extrem. Vielleicht bestand seine Pflicht darin, die Matoraner bis zum allerletzten Moment zu beschützen.

In diesem Moment jedoch musste er sich darauf konzentrieren, sich selbst zu schützen. Ein guter Treffer von Brutaka würde seinen Kopf absäbeln.

Helryx war in ihrer Entschlossenheit nicht gewankt, aber sie wusste auch, dass diese Schlacht unweigerlich Makuta Teridax' Aufmerksamkeit wecken würde. Ihre Chance, zu handeln, konnte jeden Moment verschwinden. Sie musste die Nova-Explosion sofort herbeiführen, bevor irgendjemand sie aufhalten konnte.

Tuyet konnte erraten, was gleich geschehen würde. Sie rammte einen Ellbogen in Axonn hinein, noch während Brutaka ihn schlug. Den Moment ausnutzend, entwand sie ihm seine Streitaxt. Mit einem Schrei stieß sie sich in die Luft und schlug Miserix mit der Axt. Mit einem Schmerzensschrei fiel der reptilische Makuta zurück, direkt auf Helryx zu.

Die wahnsinnige Toa kam auf dem Boden auf und drehte sich um, um das Ende ihres Werkes zu betrachten. Aber zu ihrer Überraschung - gerade, als Miserix kurz davor war, Helryx zu zermalmen, verschwand die uralte Kriegerin. Der Makuta landete als Haufen auf dem Boden, wurde von seiner Wunde aber kaum verlangsamt und suchte bereits nach seiner Angreiferin.

Tuyet bekam nie eine Chance, sich zu verteidigen. Helryx war plötzlich hinter ihr und fing Tuyet in einem Schwitzkasten ein. "Zeit, um sich zu verabschieden", sagte Helryx. "Wir werden alle gemeinsam untergehen, und das Universum wird so besser dran sein."

Die Welt begann vor Tuyets Augen zu verschwimmen. Zuerst dachte sie, Helryx würde das Leben aus ihr herauspressen. Aber dann erkannte sie, dass jeder zum Kammereingang schaute, wo der Raum selbst sich zu wölben schien. Im nächsten Augenblick trat eine massive Gestalt aus der Verzerrung und stand vor ihnen.

"Ihr... Schwachköpfe", sagte die Gestalt in einer Stimme, die zugleich alt und jung war. "Ihr ignoranten Steinaffen... versucht ihr so, die Existenz zu retten?"

Keiner im Raum hatte den Neuankömmling je zuvor gesehen. Aber es gab ein paar, die seine Stimme kannten, und alle fühlten bei ihrem Erklingen ein Angstschaudern. Nur Helryx hatte die Geistesgegenwart, ihrem Besucher einen Namen zu geben, und selbst sie sprach ihn flüsternd aus.

"Artakha."

Kapitel 10

Beim Anblick von Artakha verstummte die Kammer.

Er war mindestens drei Meter groß. Seine Rüstung war graugrün und mit Runen bedeckt, die am Anfang der Zeit graviert worden waren. Seine Maske war verzierter als jede, die irgendwer je gesehen hatte - mehr als nur eine Kanohi, sie war ein wahres Kunstwerk. Die metallische Protodermis, aus der sie geschmiedet worden war, war in komplexen Mustern angeordnet, von denen jedes eine der vielen Kulturen widerspiegelte, die im Universum gediehen. Die Augenschlitze waren winkelig und spitz, was ihm sowohl eine Aura der Weisheit als auch ein vages Gefühl der Bedrohlichkeit verlieh.

Artakha stand in dem zerschmetterten Durchgang und sah sich einigen der mächtigsten Wesen, die es gab, gegenüber. Seine Haltung stellte klar, dass er ihnen ebenbürtig war, wenn nicht gar überlegen.

Seine kalten Augen fielen zuerst auf Lewa Nuva. "Deine Aufgabe ist erledigt", sagte er. "Kehre dorthin zurück, woher du kamst."

Lewa Nuva starrte Artakha einen Moment lang an, dann wandte er sich wortlos ab und begann zu gehen, nur um von dem Neuankömmlich blockiert zu werden.

"Ohne den Körper", sagte Artakha.

Lewa Nuva zuckte mit den Achseln. "Bezahlung für geleistete Dienste?"

"Der Verstand von Lewa Nuva steckt in deinem alten Körper fest, Tren Krom, wie du wohl weißt", erwiderte Artakha. "Er verdient Besseres als ein Schicksal zu erleiden, das für dich bestimmt war."

Der Mund von Lewa Nuva lächelte, obwohl es der Verstand von Tren Krom war, der ihn dazu brachte. "Das kannst du so leicht sagen, Artakha. Du hast dir dein Leben im Exil selbst gewählt. Ich nicht."

"Keiner von uns sucht sich seine Bestimmung aus", erwiderte Artakha. "Und keiner von uns kann sich ihr verwehren. Geh, Tren Krom. Hab Vertrauen, dass Mata Nui dich belohnen wird, wenn alles gesagt und getan ist."

Lewa Nuva nickte. "Vertrauen, ja... ein Wassertropfen anstelle eines Ozeans."

Artakha streckte die Hand aus und legte seine rechte Handfläche auf Lewa Nuvas Stirn. "Es ist schon längst Zeit."

Der Körper des Toa wurde von Krämpfen geschüttelt und fiel dann auf den Boden. Nach einem Augenblick öffneten sich Lewas Augen und er sah sich benommen um. "Wo...? Ich war... in einer Höhle... in einem ewigekligen Körper... und..."

Artakha ignorierte ihn. Helryx war auf ihn zu gegangen, starrte zu seinem maskierten Gesicht auf und bemühte sich nicht, ihren Zorn zu bändigen. "Diese Angelegenheit geht dich nichts an, Artakha. Dinge müssen getan werden, um der Bedrohung durch Makuta Einhalt zu gebieten, hier und jetzt."

"Schöpfung ist meine Essenz", erwiderte Artakha. "Und du würdest alles zerstören, das existiert. Das kann ich nicht zulassen."

"Du kannst es auch nicht verhindern--"

"Aber ich."

Die Stimme hallte durch die ganze Kammer. Sie gehörte Makuta Teridax.

"Oh, wer hat den eingeladen?", murmelte Lewa.

"Mich eingeladen?", fragte Teridax. "Wenn ich mich recht erinnere, seid ihr alle Gäste in meinem Zuhause. Und als solche seid ihr äußerst frech und zerstörerisch gewesen. Ich befürchte, ich werde euch bitten müssen, zu gehen."

"Und wenn wir uns weigern?", brüllte Axonn. "Was wirst du dann tun, du gestaltloser Irrer?"

Teridax gab ein leises, spottendes Lachen von sich. Dann sagte er sanft: "Nun, dann... werde ich darauf bestehen müssen."

Im einen Augenblick waren Axonn, Brutaka, Helryx, Artakha, Miserix, Tuyet und zwei Matoraner[1] in einer halb ruinierten Kammer tief unter Metru Nui. Im nächsten schwebten sie in der luftlosen, eisigen Leere des Weltraums und sahen zu, wie der Roboter, über den Makuta befehligte, von ihnen wegdüste, auf eine ferne Welt zu.

* * *

"Ich hab euch gesagt, dass das eine schlechte Idee ist", sagte Toa Kongu.

"Still", zischte Toa Hahli.

"Ist sich der Orden seiner Informationen sicher?", fragte Nuparu.

"So sicher sie sich eben unter diesen Umständen sein können", erwiderte Hewkii.

"Dann sollten wir besser an die Arbeit gehen", sagte Jaller.

Die fünf überlebenden Toa Mahri kauerten an der Westküste der Insel Zakaz, Heimat der mörderischen Skakdi-Rasse. Normalerweise war das nicht die Art von Ort, die irgendeine vernünftige Person besuchen wollte, bedachte man ihre von jahrtausendelangem Bürgerkrieg verursachte Verwüstung. Als sie noch Toa Inika gewesen waren, hatten Jaller und sein Team gegen sechs Skakdi, die Piraka, gekämpft und waren nur knapp mit dem Leben davongekommen.

Ihre Miission hier war so einfach, wie sie gefährlich war. Der Orden hatte erfahren, dass Nektann, ein mächtiger Skakdi-Kriegsherr, sich mit Makuta Teridax verbündet hatte und seine Armee auf eine Reise gen Süden führte. Jetzt war es unerlässlich, herauszufinden, ob irgendwelche der anderen Kriegsherren seinem Beispiel folgen würden.

Dazu kam noch, dass es ein Rätsel zu lösen galt. Nach der großflächigen Zerstörung auf Daxia waren die Meeresschlangen, die einst die bösen Piraka gewesen waren, verschwunden. Man hatte geglaubt, dass sie einfach nur verschüttet worden waren, aber Gerüchte machten die Runde, dass sie gerettet und nach Zakaz geschmuggelt worden waren. Zu welchem Zweck, das wusste keiner.

Um irgendetwas davon zu erreichen, mussten sie an den Skakdi-Wachen an der Küste vorbeikommen. Das war Kongus Aufgabe. Indem er seine Kontrolle über die Luft benutzte, beraubte er die Wachen jeglicher Atemluft, bis sie ohnmächtig wurden. Sobald sie unten waren, rückten die Toa Mahri vor.

Ihr nächstes Hindernis war ein kleines Lager voller Krieger, umgeben von einer Wand aus dickem Stein. "Soll ich die Wand einreißen?", fragte Toa Hewkii.

"So, wie wir es geplant haben", nickte Jaller.

Hewkii konzentrierte sich und griff mit seiner Macht über den Stein nach der Wand. Im nächsten Augenblick begannen die Felsen zu explodieren. Die alarmierten Skakdi, die glaubten, ein anderer Stamm würde sie angreifen, eilten zu den Verteidigungsstellungen... konnten den Feind aber nicht entdecken. Nach ein paar Minuten des "Bombardements" kletterten sie über den Schutt und flohen in die Nacht.

Jaller wandte sich an die Toa des Wassers. "Hahli?"

"Da entlang", antwortete sie und übernahm die Spitze. Die Toa bewegten sich flink über das unebene Gelände, bis sie den Höhlenmund erreichten. Inzwischen konnten sie alle das Wasserrauschen hören. Hahli führte sie hinein, wo sei einen unterirdischen Fluss sahen.

"Perfekt", sagte Nuparu.

"Der Orden sagt, dass der uns direkt in eine der größeren Ruinen führen wird", sagte Hahli. "Wir müssen lediglich schwimmen."

"Schon wieder?", fragte Hewkii, in gespieltem Protest.

Die Maske des Lebens hatte die Toa Inika vor nicht allzu langer Zeit zu wasseratmenden Toa Mahri. Dann hatte sie sie erneut verändert und sie zu echten Amphibien gemacht. Einer nach dem anderen, tauchten sie in den Fluss und begannen, durch das kalte, dunkle Wasser zu schwimmen.

Nach in etwa einer Stunde, während der Nuparu entdeckte, dass es ein paar sehr üble Fische unter Zakaz gab, kamen sie in einer anderen Höhle heraus. Direkt unter dem Mund der Höhle war eine großes Gebiet voller Ruinen, in dem ungefähr 500 Skakdi versammelt waren. Einer, offensichtlich ein Kriegsherr, sprach die Versammlung an.

"Die Bruderschaft der Makuta ist nicht mehr", brüllte er. "Die Dunklen Jäger sind eine zerschlagene Ruine. Die Toa sind verstreut und verstecken sich wie Steinratten. Wer ist noch übrig, den man sonst noch fürchten könnte?"

"Die Skakdi!", rief die Menge zur Antwort.

"Ich mag nicht, wie sich das anhört", sagte Hewkii.

"Ich glaube, dass du es gleich noch weniger mögen wirst", sagte Nuparu. Er war in der Hocke, mit einer Hand auf dem Erdboden. "Etwas bewegt sich unter der Erde, vielleicht 20 Bio von unserer Position entfernt. Etwas Großes."

"Zu lange sind wir auf dieser Insel eingesperrt gewesen, per Erlass der Bruderschaft", fuhr der Kriegsherr fort. "Und jetzt kontrolliert einer aus ihren Reihen unser Universum, und er glaubt, er kontrolliert auch uns. Aber wir werden ihm zeigen, dass er im Unrecht liegt!"

"Okay, gut, das klingt nicht so, als würden er und Teridax in absehbarer Zeit gemeinsam Kolhii spielen", sagte Jaller.

"Und ich denke, er hat sich gerade erst aufgewärmt", sagte Hahli.

"Lasst unsere Erlösung nun erstehen", rief der Kriegsherr.

"Da kommt es", sagte Nuparu.

Jetzt konnten sie alle das Grollen unter der Erde fühlen, und bald sahen sie, was es verursachte. Ein großer Tank erhob sich in der Mitte der Ruinen. Ein Blick und die Mahri wussten nur zu gut, was sich darin befand.

"Das ist Energiegeladene Protodermis", hauchte Jaller. "Wie haben sie--?"

"Fragen später", sagte Kongu. "Seht mal, wer sich gerade der Party angeschlossen hat."

Die Skakdi schleppten Gefangene zu dem Tank. Einer war ein Zyglak, die wilde Rasse aus Außenseitern, die dafür bekannt war, praktisch unverwundbar gegen die Elementarkräfte der Toa zu sein; als nächstes kam ein Vortixx, die Handwerkerrasse, die die böse Roodaka hervorgebracht hatte; und danach einer der grobschlächtigen Rasse, die auf Stelt als Arbeiter diente.

"Das ergibt keinen Sinn", sagte Hahli. "Selbst wenn sie sie in die Flüssigkeit werfen, könnten alle drei auch genauso gut von ihr zerstört werden... was wahrscheinlich ist. Was soll das also bringen?"

"Nichts", sagte Nuparu. "Außer... außer, jemand weiß irgendwie, dass diese drei zur Verwandlung bestimmt sind."

"Aber der einzige, der das wissen könnte, wäre--"

"Teridax", beendete Jaller den Satz. "Sie wissen vermutlich nicht mal, dass er ihnen diese Idee in ihre Köpfe gepflanzt hat. Es ist wieder eines seiner kranken Spielchen."

"Wurde grad noch kranker", sagte Hewkii. "Oder sehe ich da etwa nicht die Piraka?"

Der Toa des Steins hatte Recht. Fünf Skakdi trugen fünf Seeschlangen, jede der Schlangen keuchte, nach Atem ringend. Auf das Signal des Kriegsherrn hin wurden die drei Gefangenen und die fünf Schlangen in den Tank mit der energiegeladenen Protodermis geworfen. Die Skakdi waren so mitgerissen, dass sie alle nicht eine seltsame, grünliche Wolke bemerkten, die aus dem See in der Nähe hervorkam, einen Moment lang in der Luft schwebte und dann in den Tank mit der energiegeladenen Protodermis eintauchte.

Die Flüssigkeit begann zu brodeln und zu blubbern. Die Toa Mahri konnten sehen, wie sich eine Gestalt in der silbrigen Flüssigkeit formte, etwas Monströses und Schreckliches.

"Hört mal", sagte Kongu, "ruft mich, wenn es vorbei ist. Ich glaube nicht, dass ich zusehen will."

"Ich glaube nicht, dass das dem Orden gefallen wird", sagte Nuparu.

"Ich glaube nicht, dass es irgendwem gefallen wird", sagte Jaller.

Und dann, vor ihren Augen, begann eine neue und schreckliche Lebensform aus dem Tank zu klettern...

Kapitel 11

Wie lange dauert ein Bruchteil eines Augenblicks?

Lange genug, damit Lewa Nuva sehen konnte, wie die anderen in der Kammer - Artakha, Helryx, Miserix, Tuyet, Axonn, Brutaka, Hafu - und Kapura - zu schimmern und zu verblassen begannen... und lange genug, damit er erkannte, dass er nicht wie sie teleportierte. Teridax ließ den Toa der Luft zurück, zweifellos aus irgendeinem boshaften Grund.

Lewa ließ das nicht zu. Bevor jener Bruchteil eines Augenblicks vorbei war, hatte er Brutaka gepackt. Es war ein Risiko - ein großes - zu versuchen, sich an jemandem festzuhalten, der sich gerade in einem Teleportvorgang befand. Aber Lewa war entschlossen, dass er hingehen würde, wohin auch immer die anderen gingen.

Im nächsten Sekundenbruchteil fand er sich neben den anderen in der Leere des Weltalls treibend wieder. Von ihnen allen war nur Miserix nicht erstickungsgefährdet, da Antidermis nicht atmen musste. Aber die Kälte des Weltalls würde ihn letztendlich erwischen. Makuta Teridax hatte ein paar der mächtigsten Wesen in seinem Universum rausgeworfen wie Abfall und es sah so aus, als würden sie diese Erfahrung nicht überleben.

Lewa beschwor seine Elementarkraft herauf, was in dieser Umgebung sehr mühsam war, und erschuf eine dünne Luftblase, die die Köpfe aller Ausgestoßenen außer Miserix umschloss und miteinander verbannt. "Nehmt euch an den Händen!", rief der Toa der Luft, der die Gruppenmitglieder bereits voneinander wegtreiben sah.

Helryx drehte sich um und sah den Mata-Nui-Roboter zu einem Planet in der Ferne davonschweben. Die Welt des endlosen Ozeans war weit unter ihnen. "Artakha, kannst du uns wieder reinteleportieren?", fragte sie.

Artakha schloss einen Moment lang seine Augen, dann öffnete er sie wieder kopfschüttelnd. "Teridax blockiert unsere Rückkehr. Ich kann versuchen, uns zu seinem offensichtlichen Ziel zu bringen, aber ich kann nicht garantieren, dass irgendeiner von uns die Reise überleben wird."

"Wahrscheinlicher ist, dass wir uns selbst in Bäumen und Felsen materialisiert wiederfinden", murmelte Tuyet. "Da sind wir genauso tot."

"So darf ein Krieger nicht sterben", knurrte Axonn.

"Teridax muss aufgehalten werden", sagte Brutaka. "Wir müssen tun, was auch immer wir können, ungeachtet der Gefahr."

Artakha nickte. Aber bevor er seine große Macht benutzen konnte, tauchte in Loch im All vor ihm auf. Eine gepanzerte Hand griff hinaus und packte seinen Arm, um ihn, und mit ihm auch due anderen, in das Portal zu ziehen.

Die Neun fanden sich ausgestreckt auf einem nasskalten Steinboden wieder. Kapura war der erste, der erkannte, dass der Stein sich bewegte, mehr noch, dass er atmete. Er schrie auf und stand auf, um zu einer Wand zurückzuweichen. Die Steine in der Wand griffen nach ihm, um ihn zu umklammern, und hielten ihn fest.

Eine gepanzerte Gestalt, sein Gesicht in einem scheußlichen Grinsen gefangen, trat in das Licht, das von dem einzigen Fenster in dem Raum geworfen wurde. "Nimmt einen ganz schön mit, wenn man sich noch nicht daran gewöhnt hat, nicht wahr?"

Miserix' Augen verengten sich. "Ich kenne dich. Du warst einer von denen, die mich von Artidax retteten. Du warst der, der nie die Klappe hielt. Wohin hast du uns gebracht?"

Helryx stand so gut sie konnte auf dem sich bewegenden Boden, die Waffe bereit. "Vezon", sagte sie. "Erklär dich."

"Nicht einmal ein Danke?", sagte der wahnsinnige Skakdi. "Mal sehen, ob ich euch nochmal aus der Finsternis des Weltraums retten werde, auch wenn ich es diesmal nur getan habe, weil er es mir gesagt hat."

"'Er'?", sagte Axonn. "Wer?"

"Oh, ich hab euch nicht vorgestellt? Wie unhöflich von mir", sagte Vezon. "Da drüben, in den Schatten."

Die Anwesenden in der Kammer wandten sich synchron um, um in die Richtung zu schauen, in die Vezon zeigte. Sie konnten kaum eine Gestalt ausmachen, die auf dem Boden saß, mit Ketten, die an Armen und Beinen befestigt waren. Die Ketten wanden sich wie Schlangen.

"Seid vorsichtig", fügte Vezon mit einem lauten Flüstern hinzu. "Er ist ziemlich wahnsinnig, wisst ihr."

"Matoraner", sagte eine Stimme aus dem Innern der Dunkelheit heraus, "erstaunlich... und der Rest von euch... wie stolz ich bin. Wenn ich könnte, würde ich euch alle umarmen."

Helryx machte zwei Schritt nach vorne und sagte. "Ist das noch einer deiner Tricks, Vezon? Wer ist das?"

Vezon streckte eine Hand aus, um sie aufzuhalten. "Das würde ich nicht tun, wenn ich du wäre."

"Du bist nicht ich", blaffte Helryx und schob ihn beiseite.

Sie war bis zum Rand des Schattens gekommen, als ihre Rüstung plötzlich begann, sie zu erwürgen. Die Toa des Wassers fiel nach Luft ringend zurück.

"Wäre besser gewesen, wenn ich du wäre", sagte Vezon. "Nicht so schmerzhaft."

Axonn schlug Vezon gegen eine Wand und drückte seinen Arm gegen die Kehle des Irren. "Antworten, Vezon. Sofort."

"Wenn du Antworten willst", würgte Vezon hervor, "musst du ihn fragen. Er ist schließlich das Große Wesen, nicht ich."

Ein trockenes Kichern kam aus der Finsternis. "Ein Großes Wesen, ja... so haben sie mich genannt... und meine Brüder und Schwestern. Angonce sagte einst, dass der Name das Schlimmste war, das uns je passiert ist, weil wir zu glauben begannnen, dass er zutraf. Vielleicht hatte er Recht... vielleicht bin ich deshalb hier eingesperrt. Aber nun seid ihr hier, um mich zu befreien."

Lewa Nuva warf einen Blick aus dem Fenster der Zelle hinaus. Er war verblüfft, einen Wald zu sehen, der sich so weit erstreckte wie das Auge reichte, weitaus größer als der Dschungel, den er auf der Insel Mata Nui sein Zuhause genannt hatte. "Wo ist hier?", fragte er.

"Stimmt ja. Das könnt ihr nicht wissen", sagte das Große Wesen. "Willkommen, meine Freunde, auf Bota Magna."

* * *

Pridak stand mühsam vom Boden auf, kochend vor Zorn.

Sein Pakt mit dem Umschatteten war geschlossen worden. Er, Kalmah und Mantax hatten ihre Legionen wiederaufgebaut, während Ehlek ins Meer zurückgekehrt war, um seine eigenen Truppen zu sammeln. Von Carapar hatte es seit einiger Zeit keine Spur mehr gegeben. Sie waren positioniert, um zuzuschlagen, sobald der Umschattete die Viren auf Makuta Teridax losließ. Das Universum würde erneut ihrer Herrschaft unterstehen.

Dann... nichts. Die festgelegte Zeit war gekommen und verstrichen und nur ein heftiges Erdbeben ereignete sich. Zuerst hielt Pridak jenes Beben für ein Zeichen, dass der Umschattete Erfolg gehabt hatte. Aber es wurde schnell offenbar, dass sich nichts verändert hatte. Teridax hatte immer noch die Kontrolle.

Nun hatte Pridak eine Wahl. Gegen Metru Nui marschieren und die Zerstörung durch die Hände des Makuta riskieren, oder weiter herumsitzen und eine Rebellion seiner Legionen riskieren. Er war ein Narr gewesen, sich auf jemand anders zu verlassen, beschloss er. Der Umschattete war, um ein altes Sprichwort seines Volkes zu benutzen, "entweder abgekratzt oder abgehauen."

Pridak sah sich um. Seine Legion war bewaffnet und bereit. Er war ein Krieger, ein Eroberer. Es gab keine andere Wahl.

"Wir marschieren los!", rief er, unter dem Jubel seiner Truppen.

* * *

In einer Kammer auf der Insel Xia war der Steinboden mit den zerbrochenen Überresten kostbarer Phiolen übersät. Von ihren Inhalten - und vom Umschatteten - war keine Spur zu sehen. Es würde auch niemand besonders gründlich nach ihm suchen. Man war zu beschäftigt mit dem Versuch, festzustellen, warum jeder Vortixx in einem Umkreis von einem Kio einen schrecklichen Tod erlitten hatte... und was genau auf ihrer Insel möglicherweise lebende Wesen zu Stücken pulverisiert haben konnte, ohne irgendwelche Anzeichen seiner Gegenwart zu hinterlassen.

* * *

Die Toa Mahri schauten schreckerfüllt zu, wie die neue Lebensform dem Tank mit der energiegeladenen Protodermis entstieg. Dieses Mischwesen aus einem Zyglak, einem Vortixx, einem steltianischen Arbeiter und den fünf überlebenden Piraka war von den barbarischen Skakdi bei einem aufwändigen Ritual geschaffen worden. Und nun war es frei.

Es war schrecklich.

Es war wunderschön.

Drei Meter siebzig hoch aufragend, mit gländender goldener Haut, kräftigen Muskeln und stechenden grünen Augen, betrachtete es die versammelten Skakdi mit dem wohlwollenden Blick eines Schöpfers. Nur der vage reptilische Eindruck seines Gesichts tat seinem atemberaubenden Aussehen Abbruch.

"Wir leben", sagte es. "Und wir haben Hunger."

"Mir gefällt nicht, wie sich das klingt", sagte Jaller.

"Seit mindestens einem Jahr hat es nichts mehr gegeben, dessen Klang mir gefiel", erwiderte Kongu.

"Meint ihr... dass sie eine Mahlzeit sein werden?", fragte Hahli.

"Ich wünschte, das wäre so einfach", sagte Hewkii. "Aber irgendwie denke ich, dass es schlimmer sein wird."

"Ihr werdet mich füttern", sagte die neue Kreation. "Und im Gegenzug wird euch ein fabelhaftes Geschenk zuteil werden."

Die Skakdi kamen ein Stück näher. Sie waren per se schon kein vorsichtiges Volk und die Vorstellung, dass jemand ihnen etwas geben wollte - anstatt dass sie es sich einfach nahmen - war neu und ansprechend für sie. Als sie sich näherten, schloss ihre Schöpfung ihre Augen, ein Ausdruck von Entzücken auf ihrem Gesicht.

"Äh... ernährt es sich etwa?", fragte Nuparu. "Von was?"

"Ich weiß es nicht, aber lasst uns sicherstellen, dass wir nicht der nächste Gang sind", sagte Jaller. "Die Skakdi sind abgelenkt, genau wie dieses... was auch immer es ist. Macht euch bereit."

"Ja", sagte das goldhäutige Wesen. "So viel zu kosten. Und so viel, das im Gegenzug gegeben werden kann."

"Genug davon", sagte Jaller. "Was auch immer es tun wird, es wird es nun tun. Also lasst uns... lasst uns..."

Jaller hielt verwirrt inne. Es gab da etwas, das die Toa Mahri dringend tun mussten. Was war es? Er wusste, dass es wichtig war.

Plötzlich wurde es kristallklar. Warum hatte er es nicht eher erkannt? Es war immerhin so offensichtlich. "Die Skakdi sind die überlegene Rasse", sagte er zu seinen Teamkameraden. "Stärker, schlauer... wir sollten uns ihnen nicht widersetzen. Wir sollten ihnen folgen."

"Denkt ihr... denkt ihr, sie würden uns gestatten, ihnen zu dienen?", fragte Hahli.

"Selbst wenn nicht... selbst wenn sie uns töten", sagte Hewkii, "gäbe es etwa einen besseren Weg, um zu sterben?"

Ihre Waffen niederwerfend, erhoben die fünf Toa Mahri sich und liefen nach vorne, bereit und willig, den Befehlen ihrer neuen Meister Folge zu leisten.

Kapitel 12

Teridax begutachtete die drei Schatten-Takanuva, die ihm den Weg versperrten. Sie waren von dem Makuta Teridax dieses Universums geschickt worden - von dem, der den Riesenroboter kontrollierte, in dem Millionen lebten -, um ihn und seinen Begleiter, Mazeka, zu töten. Schließlich wäre ein Takanuva eine Herausforderung - drei korrumpierte waren tödlich.

Teridax hatte selbst mannigfaltige Kräfte, aus denen er wählen konnte. In seiner Zeit und in seinem Universum war er ein großer Krieger gewesen. Zweifellos erwartete Makuta, dass er seine Energien in einer apokalyptischen letzten Schlacht mit denen der Takanuva messen und, da er in der Unterzahl war, nach ein paar Minuten einen schrecklichen Tod sterben würde. Mazeka würde sehr wahrscheinlich nicht einmal so lange durchhalten, obwohl der Matoraner sicherstellen würde, dass seine Mörder sich an den Kampf erinnerten.

Ah, Makuta, dachte Teridax. Wir sind dasselbe Wesen in verschiedenen Universen, aber ich bin nicht du. Du bist ein Planer... ein Ränkeschmied... du willst dir nicht deine Krallen schmutzig machen, wenn du es vermeiden kannst. Du würdest dir allerlei Wege einfallen lassen, um die Takanuva aus der Ferne zu bekämpfen... die alle scheitern würden.

Teridax hob seinen Kriegshammer. Das hier würde dir niemals einfallen. Er stürmte los. Bevor die verblüfften Schatten-Toa reagieren konnten, hatte Teridax seinen Hammer geschwungen, mit dem er einem Toa ins Gesicht schlug und seine Maske zertrümmerte. Herumwirbelnd landete er einen weiteren Hammertreffer in den Brustpanzer eines zweiten Toa, was einen Riss in der Mitte verursachte. Da nun mischte sich Mazeka ein, der den dritten Takanuva mit einem Scherentritt erwischte und ihn auf den Boden schickte. Teridax sorgte dafür, dass er nie wieder aufstehen würde.

Der nun maskenlose Toa stolperte vorwärts und feuerte willkürlich Schattenenergie aus seinen Händen. Ein Strahl traf Teridax in die Schulter und beschädtigte seine Rüstung schwer. Der Krieger aus einer anderen Dimension hatte zu der Zeit nicht den Luxus, Schmerz zu fühlen, oder sich wegen der Antidermis Sorgen zu machen, die durch das Loch entwich. Er landete einen Seitentritt in die Mitte des Toa, während er seinen Hammer erneut schwang, um den Ansturm des anderen Takanuva aufzuhalten. Der letztere, der trotz schwer beschädigter Rüstung immer noch im Kampf war, erschuf einen wirbelnden Nebel aus Finsternis, um seine Bewegungen zu verbergen.

"Lass mich", flüsterte Mazeka.

Der Matoraner stand völlig ruhig da und streifte mit all seinen Sinnen umher. Er wusste, dass der Schatten-Takanuva jeden Moment zuschlagen und sie beide töten konnte. Aber er konnte diese Furcht nicht einfach so hinnehmen, nicht, wenn er diese Schlacht überleben wollte.

Da! Das leiseste Kratzen einer Sohle gegen Stein, ungefähr ein Meter links hinter ihm. Mazeka sprang, wirbelte mitten in der Luft herum und holte mit einem Tritt aus. Sein Fuß kollidierte mit der Maske des Toa und schlug sie in eine Schieflage, riss sie aber nicht herab. Noch während sein Schwung ihn nach vorne trug, landete Mazeka einen zweiten Treffer ins Genick des Schatten-Toa. Zornentbrannt schleuderte der Toa Ranken aus Finsternis, die den Matoraner zu würgen begannen.

"Dein Freund ist verloren", sagte der böse Takanuva lächelnd. "Du überlebst ihn nur um ein paar--"

Es gab ein Übelkeit erregendes Knacken. Das Gesicht des Schatten-Toa wurde leer. Er taumelte einen Schritt nach vorne und brach dann zusammen, wobei er offenbarte, wie viel Schaden ein Kriegshammer in der Hand eines Experten eigentlich anrichten konnte. Die Ranken verflüchtigten sich und Mazeka kam wieder auf die Beine.

"Wo ist der dritte?", fragte der Matoraner, während die Finsternis um sie herum verflog.

"Da", sagte Teridax und zeigte gen Norden. "Und da", fügte er hinzu, während er gen Westen zeigte. "Oh, und da drüben ist noch ein bisschen", schloss er mit einem beiläufigen Blick gen Osten. "Seine Maske war zersplittert. Ich dachte, dass er sich ihr vielleicht anschließen wollte."

Mazeka kicherte. "Weißt du, Toa hätten etwas hiergegen... sie töten nicht."

Teridax zuckte mit den Achseln. "Sehr edel... aber bedenkt man den Zustand dieses Universums, so hätten sie die Regeln vielleicht ein wenig mehr beugen sollen."

"Versuch mal, das denen zu sagen--", begann Mazeka.

Teridax hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. "Warte. Etwas... etwas stimmt nicht. Schnell, nimm meine Hand!"

Mazeka tat wie geheißen, noch während Teridax zu teleportieren begann. Die Welt verschwamm und verschwand um sie herum. Als sie wieder auftauchte, standen sie wieder auf dem Felskamm über dem verlassenen Dorf. Ein heftiges Beben erschütterte den Boden und Mazeka konnte kaum auf den Beinen bleiben.

"Wie ich hoffte", sagte Teridax müde. "Wir sind dem Schlimmsten davon entkommen."

"Dem Schlimmsten wovon?", verlangte Mazeka zu wissen. "Was ist gerade passiert?"

"Euer Makuta... ist gefallen", sagte Teridax. "Wir müssen in Bewegung bleiben, aber zuerst... zuerst sollten wir besser irgendeinen Weg finden, meine Wunde zu flicken. Ich würde dieses Universum lieber gehend verlassen und nicht schwebend."

* * *

Taipu war an Dunkelheit gewöhnt. Er war immerhin ein Onu-Matoraner, der den Großteil seines Lebens in den Metru-Nui-Archiven oder tief unten in Minen verbracht hatte. Natürlich war es eine Sache, wahlweise im Dunkeln zu leben, und eine andere, alle Lichter um sich herum plötzlich ausgehen zu sehen.

Er machte eine Bestandsaufnahme der Situation. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden einer der oberen Ebenen der Archive. Die Luft war von Staub erfüllt. Die Lichtsteine waren alle zerbrochen. Etwas extrem Schweres lag auf ihm, was ihm das Aufstehen unmöglich machte und das Atmen ziemlich erschwerte. All das war das Resultat eines massiven Bebens, das soeben Metru Nui getroffen hatte, kurz darauf gefolgt von einem nicht ganz so verheerenden Nachbeben.

Taipu versuchte, um Hilfe zu rufen, brachte aber nur ein raues Flüstern zustande. Dies war kein sehr guter Weg, um zu sterben, entschied er. Aber es schien der Weg zu sein, der ihm beschieden worden war.

Dann hörte er etwas. Jemand grub in der Nähe. Vielleicht würden sie ihn finden? Er versuchte erneut, zu rufen, würgte aber nur aufgrund des Staubs.

Es gab noch mehr Geräusche. Er konnte nun Stimmen höre, und zwar vertraute. Jemand rief anderen zu, sie sollten weitergraben. Das schreckliche Gewicht auf seinem Rücken war plötzlich weg. Taipu spürte zwei starke Hände, die seine Handgelenke packten und ihn unter dem Schutt hervorzogen.

Er schaute auf, um zu sehen, dass Tamaru und Macku seine Retter waren. Nicht weit entfernt half Kopeke einem anderen Onu-Matoraner, der in dem Beben eingeklemmt worden war. Macku lehnte Taipu gegen eine Wand und staubte seine Rüstung ab. "Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte sie.

Taipu nickte. "Was ist passiert?"

Macku zeigte nach oben. Taipu schaute auf und sah ein massives Loch, und jenseits davon einen blauen Himmel wie der, an den er sich von der Insel Mata Nui erinnerte. Erst jüngst hatten Taipu und die anderen Matoraner erfahren, dass ihr "Universum" das Innere eines Riesenroboters war. Nun hatte irgendwer offenbar ein riesiges Loch in den Kopf des Roboters geschlagen.

"Ich denke, Makuta ist jemandem über den Weg gelaufen, der härter war als er", erklärte Macku. "Bin mir ziemlich sicher, dass der Roboter tot ist, daher denke ich, dass das auch für ihn gilt. Wir müssen alle hier rausschaffen und hoffen, dass es da draußen irgendeinen Ort gibt, an dem wir leben können. Aber in der Zwischenzeit... nun, es gibt noch eine Menge anderer Leute, die genauso gefangen sind wie du es warst."

Taipu stand auf. "Dann werde ich helfen."

"Du musst dich ausruhen", sagte Macku ernst.

"Ich habe mich nicht am Kini-Nui ausgeruht, als diese Rahi angriffen", erwiderte Taipu. Er schaute sich um und sah Tamaru und Kopeke hart bei der Arbeit. "Ich weiß nicht, wo Hafu und Kapura sind... aber es sieht für sich so aus, als würde die Kompanie des Chronisten wieder leben."

Macku lächelte. "Nun denn, in Ordnung, alter Freund. Machen wir uns an die Arbeit."

* * *

Kopaka warf seine Waffe auf den Sand und ließ sich gegen einen Felsen sinken. Er war müde, bis ganz hinein in den Kern seines Wesens... müde davon, zu kämpfen und zu rennen und wieder noch ein bisschen zu kämpfen. Es kam ihm vor als wäre das alles, was er getan hatte, seit er und seine Teamkameraden vor über einem Jahr auf der Insel Mata Nui angekommen waren. Als er das Schlachtfeld von Bara Magna betrachtete, sowie die klobige Leiche von Makutas massivem Roboter, wunderte er sich, ob es endlich vorbei war.

Er hatte Tahus Ruf mitsamt allen anderen Toa Nuva außer Lewa Folge geleistet. Seite an Seite mit anderen Toa und den Bewohnern dieser Welt, hatten sie gegen Rahkshi, Skakdi und auch gegen bösartige, schwarz gepanzerte Krieger gekämpft. Tahu hatte die Rahkshi im Alleingang besiegt und die anderen hatten den Rest von Makutas Armee bis zur Kapitulation verprügelt. Der Makuta-Roboter war von einem Himmelskörper am Hinterkopf getroffen worden und schneller gefallen als eine Lawine auf dem Mount Ihu. Nun traten, einer nach dem anderen, Matoraner und andere Bewohner des Roboters aus der ruinierten Hülle in das Sonnenlicht einer neuen Welt hervor.

Indem er seine Kräfte benutzte, um eine Eisrampe zu erschaffen, reiste Kopaka über die Baumspitzen des neuen Dschungels. Er wollte etwas Zeit für sich allein.

Als er einen geeigneten Platz fand, Meilen entfernt von der Stelle, an der die anderen Toa und die Glatorianer versammelt waren, setzte er sich hin, um über seine Zukunft nachzugrübeln. Die Bestimmung der Toa Nuva war erfüllt worden, also hatte er immer die Option, seine Toa-Kraft aufzugeben und ein Turaga zu werden. Aber er verspürte nicht wirklich den Wunsch, irgendwo als Anführer eines Dorf oder eines Außenpostens zu enden.

Er konnte sich natürlich auch jederzeit von seinen Abenteuern zur Ruhe setzen. Dies war eine ganz neue Welt für ihn, mit einer Fülle an Orten, die es zu erkunden gab, und vielleicht auch irgendeinen Ort zum Niederlassen. Es wäre vielleicht nett, auch mal etwas anderes zu tun als die ganze Zeit um sein Leben zu kämpfen. Natürlich hatte er keine Ahnung, was dieses "Etwas" sein könnte, aber eines wusste er - er konnte nicht einfach seine Waffen niederlegen, bevor Lewa nicht gefunden worden war.

Der Toa der Luft wurde schon seit Tagen vermisst. Es war möglich, dass er einfach nur in einem anderen Teil des Roboters war und herauskommen würde. Aber vielleicht war er auch verwundet worden oder man hatte ihm aufgelauert. So nervig Lewa bisweilen auch sein konnte, er war ebenfalls ein Toa Nuva und... ein Freund. Kopaka schwor sich im Stillen, ihn zu finden, wo auch immer er sein mochte.

Der erste Schritt würde sein, mit den anderen Nuva zu reden und eine Suche zu organisieren. Bevor er das tun konnte fiel ihm jedoch etwas äußerst Seltsames ins Auge. Eine Sektion der Oberfläche des Roboters verschwand einfach. Es hatte keine Explosion gegeben, keine Hitze, kein Anzeichen von Metall, das zerschnitten wurde. Im einen Moment war sie da, im nächsten war sie weg.

Noch bizarrer war, wer aus dem Loch hervorkam. Eine kleine Armee von Skakdi; eine seltsame, goldhäutige Kreatur; und... die Toa Mahri! Die Helden schienen weder Geiseln noch Gefangene zu sein. Tatsächlich sah es so aus, als wären sie sehr glücklich darüber, den Skakdi als Lasttiere zu dienen.

Ich befürchte, Lewa wird warten müssen, dachte Kopaka. Ich muss der Sache auf den Grund gehen, um der Mahri willen, wenn schon aus keinem anderen Grund.

Glücklicherweise bot die neue Vegetation, die Mata Nui geschaffen hatte, viel mehr Sichtschutz als eine Wüste es je hätte tun können. Kopaka verfolgte die Skakdi und ihre mysteriösen "Verbündeten" meilenweit. Als sie die Ufer des Ozeans erreichten, machte die Truppe halt. Die Skakdi konnten gesehen werden, wie sie mit der goldhäutigen Kreatur sprachen und gestikulierten.

Die Kreatur nickte einmal und wandte sich um, um die Klippen jenseits des Strandes anzuschauen. Vor Kopakas verblüfften Augen nahm ein massives Schloss auf der höchsten der Felsformationen Gestalt an. Die Wände waren aus Stein und die Türme strotzten vor Waffen. Ganz Metru Nui hätte vermutlich in es hineingepasst und es wäre noch Platz gewesen.

Das hier ist extrem ungut, dachte Kopaka. Ein Toa Nuva kann hier nichts ausrichten. Lasst uns herausfinden, was fünf ausrichten können.

* * *

Lewa Nuva befand sich momentan inmitten seines eigenen Mysteriums. Er war zu einem Ort namens Bota Magna transportiert worden, zusammen mit Toa Helryx, Vezon, Toa Tuyet, Miserix, Brutaka und anderen, und hatte sich in der Gegenwart von jemandem wiedergefunden, der behauptete, ein gefangenes Großes Wesen zu sein, das sich nach Freiheit sehnte. Die Mitglieder seiner Gruppe hatten sofort zu debattieren begonnen, ob es weise wäre, jemanden mit so viel potenzieller Macht und einem so offensichtlich lockeren Halt an seiner geistigen Klarheit zu befreien. Lewa war des Streits schnell müde geworden und fand einen Weg heraus aus der Festung.

Die Gegend, in der er nun stand, war eine der schönsten, die er je gesehen hatte, noch atemberaubender als die Urwälder Mata Nuis. Er benutzte seine Kraft, um über die Bäume hinwegzufliegen, wobei er den majestätischen Wald in sich aufnahm, sowie die wunderschönen Flüsse, die geschwungenen Felder, die kybernetisch verbesserten Riesenreptile, und--

Lewa kreiste für einen zweiten Blick zurück. Ja, das war eine Echse, nach grober Schätzung des Toa zirka zwölf Meter groß. Und ja, sie hatte ein lasergestütztes Zielerfassungssystem anstelle des einen Auges, ihre Zähne waren poliertes Metall und sein Schwanz war vollständig mit Elektronik bedeckt. Der Toa der Luft sah zu, wie die Bestie ein kleineres und weitaus schnelleres Reptil verfolgte. Die Beute hatte gute Chancen, zu entkommen... zumindest bis etwas aus dem mechanischen Auge des Giganten aufblitzte und der Boden vor seinem Ziel explodierte. Das kleinere Reptil flog zurück, überschlug sich mehrfach und kam hart auf dem Waldboden auf. Das größere Reptil verschlang es an einem Stück.

Und wir dachten, wir hätten auf der Insel Rahi-Probleme gehabt, dachte Lewa. Hier haben sie die eine Nummer größer.

Als er zur näheren Betrachtung herabsauste, entdeckte Lewa Bewegung auf dem Waldboden. Diesmal waren es keine Reptilien, sondern Dorfbewohner, die sich hinsichtlich ihrer Größe nicht allzu sehr von Matoranern unterschieden. Sie marschierten mit gleichmäßigem Tempo, sich der Nähe des massiven Raubtiers scheinbar nicht bewusst. Lewa entschied, dass er sie besser warnen sollte.

Nachdem er etwas weiter weg gelandet war, damit er die Eingeborenen nicht erschreckte, wartete er auf ihre Ankunft. Sobald sie ihn sahen, schwärmten sie aus, als wollten sie ihn umzingeln. Er ließ seine Arme an seinen Seiten, da er nicht feindselig erscheinen wollte. Nun, da sie näher waren, konnte er sehen, dass sie sich auf mehrerlei Weise stark von Matoranern unterschieden. Sie trugen äußerst krude Waffen, Äxte und Speere und Keulen, die aus Holz und Stein gemacht waren. Sie trugen zwar Rüstungen, aber sie war eine seltsame Mischung aus Metall und Pflanzen.

Einer der Dorfbewohner, offenbar der Anführer der Patrouille, trat nach vorne und sprach den Toa an. Aber Lewa konnte nichts verstehen, was er sagte. Er versuchte, Gesten zu benutzen, um die Nachricht zu übermitteln, dass ein riesiges Reptil nicht weit entfernt war, aber die Dorfbewohner verstanden es entweder nicht oder es bekümmerte sie nicht. Sie schienen weitaus faszinierter von ihm zu sein. Ein paar der tapfereren piksten und stupsten ihn, als hätten sie Seinesgleichen noch nie gesehen.

Nun machte der Anführer selbst Gesten, mit denen er Lewa ganz offenkundig nach seinem Herkunftsort fragte. Der Toa der Luft lächelte und nickte, in dem Versuch, zu zeigen, dass er verstand, und deutete in die Richtung der Festung. Augenblicklich gab es Gemurmel unter den Dorfbewohnern, das überhaupt nicht glücklich klang. Das nächste, woran Lewa sich erinnerte, war, dass er die Spitzen zahlloser Speere an seiner Kehle hatte.

Oh, dachte der Toa der Luft. Wieder mal diese Art von Tag.

* * *

Angonce studierte seine uralten Vorrichtungen. Sie sagten ihm viel über den Zustand des jüngst wiederhergestellten Spherus Magna. Mata Nui war inaktiv geworden, zumindest vorübergehend; der ursprüngliche Mata-Nui-Roboter und sein Prototyp waren beide zerstört worden; die nanotechnologischen Bewohner von Mata Nui hatten irgendwie überlebt und kamen hinaus nach Spherus Magna und interagierten mit den Ortsansässigen.

Das Große Wesen hätte über all dies zufrieden sein sollen. Immerhin hatten er uns seine Brüder und Schwestern Mata Nui geschaffen und den Roboter auf seine Mission geschickt, die in der Wiederherstellung des Planten kulminierte. Aber die Dinge hatten sich in den letzten 101.000 Jahren sehr stark geändert. Was einst ein Grund zum Feiern gewesen wäre, erweckte nun ganz andere Gefühle.

Sie werden jetzt die Großen Wesen suchen, dachte er. Sie werden uns sagen wollen, dass alles wieder gut ist. Toa und Glatorianer, Matoraner und Agori, werden sich auf dieser "freudigen" Mission zusammenschließen. Aber nicht alles ist gut... und wenn sie sich auf die Suche nach denjenigen begeben, die so viel Pracht und so viel Elend über diese Welt gebracht haben... dann befürchte ich, dass sie nichts als Tod finden werden.

Charaktere

  1. Obwohl Greg Farshtey in dieser Aufzählung den Toa Nuva der Luft nicht aufführte, so war dies lediglich ein Fehler seinerseits - Lewa wurde ebenfalls ins All teleportiert.