Verfall

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Generation 1
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Verfall (engl. Decadence) ist eine Kurzgeschichte über den Kernkrieg auf Spherus Magna. Die Geschichte wurde von dem BIONICLE-Fan Dorek geschrieben und gewann im Jahr 2010 den "Kernkrieg-Wettbewerb" des BIONICLEsector01. Die Geschichte wurde von dem Benutzer Nuhrii the Metruan für den Chronisten übersetzt.


Zwei Wesen eilten durch den abgedunkelten Korridor. Sie liefen sanft, selbstsicher, ihre Bewegungen straften ihre extreme Macht Lügen.

„Wir hätten es vorhersehen müssen“, sagte eines und meinte das Brüllen von Gemetzel und Kampf, das von überall um sie herum zu kommen schien.

„Unsere Aufgabe ist zu beschützen und zu versorgen, nicht vorherzusagen“, erwiderte das andere. „Die Elementarlords taten genau das, was sie tun sollten: das Land regieren. Ihre Arroganz und ihre territoriale Natur waren gänzlich unvorhersehbar.“

„Wir hätten ihre Last tragen sollen und du weißt es“, entgegnete sein Begleiter. „Wir scheuten uns vor unserer Verantwortung, unserer Bestimmung, und das hier ist das Ergebnis.“

Schweigen erfüllte den Tunnel und erstickte jedes Geräusch; der Krieg selbst hätte aufhören können.

„Unsere Pflicht ist, diesen Planeten zu beschützen, und genau das tun wir... auf jede uns mögliche Weise.“

Die nächste Frage war leise, fast schon zögerlich. „Dann denkst du, dass Heremus Recht hat?“

Der Zweite stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus, ein Geräusch, das jeden Zentimeter des Tunnels zu durchdringen schien, aber nur die Ohren seines Begleiters erreichte. „Nein. Lass Heremus mit seinen Maschinen basteln. Ich glaube, Angonce; der große Geist dieses Planten wird fortbestehen.“

Die beiden Großen Wesen eilten durch den Korridor zu ihrem Zielort; ihre Gedanken waren bei der bevorstehenden Aufgabe, der Krieg draußen war beinahe vergessen.

* * *

Tarix parierte einen Hieb nach dem anderen von einem Dschungelstammsoldaten. Es war ein einfacher Plan gewesen, entsann er sich. Der beste Bataillon des Eisstamms, angeführt von dem berühmten Kommandanten Certavus, hatte jüngst mehrere Sandstammeinheiten besiegt, die sich darauf vorbereitet hatten, sie anzugreifen und die mysteriöse silberne Flüssigkeit zu stehlen, die jeder begehrte. Der Feldzug hatte sie quer über die Ebenen der wüstenartigen Bara-Magna-Region geführt, was einen langen Heimmarsch bedeutete. In der Erwartung, wie Helden gefeiert zu werden, wurde der Eisstamm von einer kleinen Skrall-Kolonne aus dem Hinterhalt angegriffen und bezog Prügel. Certavus, ganz der ausgezeichnete Anführer, der er war, schaffte es, die Mehrheit seiner Krieger vor dem Tod zu bewahren, war aber gezwungen, sich in den Dünen zu verstecken, um jeglichen größeren Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Trotz ihrer besten Bemühungen sickerte die Nachricht fast augenblicklich durch und der Eisstamm war gezwungen, seine Sicherheitsmaßnahmen zu verdreifachen. Tarix, der als einer der elitärsten Krieger des Wasserstamms galt, wurde der Einheit zugeteilt, der es oblag, die Abwesenheit des Eisstamms von der Macht auszunutzen. Nicht, dass Tarix darüber glücklich war.

Es ergab einfach keinen Sinn, dachte er und trieb seine Klingen in die Gelenke zweier Soldaten, wodurch er sie verkrüppelte. Alle anderen werden genau dasselbe tun. Warum nicht warten, bis die anderen Stämme ihren Versuch gemacht haben? Wenn sie scheitern, nutzen wir die geschwächten Verteidigungen aus, wenn sie siegen, greifen wir sie aus dem Hinterhalt an. Es ist die pragmatischste Lösung und eine, die zum geringsten Verlust an Leben führen wird.

Er hätte vor dem Ozean selbst predigen können. Was er gewissermaßen ja auch tat. Der Elementarlord des Wassers, Anführer von Tarix' Stamm, glaubte an absolute Herrschaft.

„Bündelt all eure Stärke und überwältigt sie mit einer einzigen Streitmacht“, wurde Tarix mit trillernder Stimme gesagt. „Wenn ihr scheitert, zieht euch einfach zurück, formiert euch neu und greift wieder an. Das ist der Fluss des Kampfes.“

Politik, dachte Tarix. Nein, schlimmer als Politik. Nackte Gier und Ambition.

Ein kleine Kerbe in seiner Rüstung sagte ihm, dass es Zeit war, sich umzudrehen. Dort stand Vastus, Feldkommandant des Dschungelstamms. In seinen Händen ruhte eine ziemlich fies aussehende Sense. Tarix spürte, wie sein linker Arm fast augenblicklich taub wurde.

„Gift“, spie Tarix. Bald war die gesamte Seite seines Körpers ohne Gefühl und er sank zu Boden.

„Wird es wirklich so enden, Tarix?“, sagte Vastus müde. „Ein zitternder, zerknitterter Haufen auf dem Boden? Ich kenne dich. Du bist besser als er.“ Tarix grinste, ein schiefes Feixen, das von der regungslosen Seite seines Gesichts fast noch unheimlicher gemacht wurde. „Besser als du, auf jeden Fall. Was ist mit dem Vastus passiert, den ich kenne? Du hast nicht mal dein ganzes Gift benutzt. Macht der Krieg dir zu schaffen?“

Ein kleiner Schatten huschte über Vastus' Gesicht. Tarix bemerkte den Mikrogesichtsausdruck nicht, da er zu beschäftigt damit war, die flache Seite der Sense ins Gesicht geschlagen zu bekommen. „Du bist in keiner Position, um zu streiten, Tarix. Ich halte dein Leben nun in meinen Händen. Was soll mich daran hindern, es zu nehmen?“

Tarix versuchte, ein Lachen zustande zu bringen, aber es kam nur als Gurgeln heraus. „Du hättest mich vor langer Zeit getötet, wenn ich nicht etwas hätte, das du brauchst.“ Sein Gesichtsausdruck erweichte ein wenig. „Bitte, auch wenn wir Feinde sind, habe ich etwas, das du brauchst, und das Letzte, was du tun willst, ist, mich zu töten. Wir können einander helfen.“ Er hob seinen einen funktionierenden Arm in die Luft, als Zeichen des Friedens. Vastus senkte seine Sense fast schon zu eifrig. Er bot Tarix eine Hand an, um ihm aufzuhelfen.

„So...“, murmelte Tarix, aufgerichtet von dem Dschungelkommandanten. „Wie wäre es mit einem Gegengift?“

Vastus lachte. „Welchen Nutzen würde das Gift haben, wenn ich ein Gegengift hätte?“

* * *

„Ein Geheimtunnel?“, fragte Vastus.

„Ja“, erwiderte Tarix. „Gerüchten zufolge hat der Elementarlord des Eises die Konstruktion mehrerer dieser Tunnel initiiert. Offenbar war die Idee, das gesamte Territorium auszudehnen, und die Untergrundtunnel waren der erste Schritt. Sie haben letztendlich die Konstruktion abgebrochen, nachdem einer der Tunnel eingestürzt war.“

Vastus lief zum Höhlenmund und spähte hinaus. Eine größere Kaverne begrüßte seine Augen, die von hastig konstruierten Feuerstellen beleuchtet war. Nachdem sie einen Pakt vereinbart hatten, hatten die beiden Kommandanten eine gemeinsame Basis innerhalb der großen Kaverne errichtet. Der Wasserstamm hatte ursprünglich versucht, da drin zu lagern, bevor sie entdeckten, dass der Dschungelstamm auf der Lauer lag und auf sie wartete. Die Kämpfe hatten sich in das umliegende Gebiet ausgeweitet, und beide Seiten waren ziemlich gut ausgeglichen. Vastus sah mehrere Soldaten aus beiden Stämmen in den Lagern des jeweils anderen herumstreifen. Trotz all der Gräuel, all des Leids, waren ihre Krieger bereit, das beiseite zu legen und zu interagieren. Ein kleines Lächeln zierte das Gesicht des Dschungelstamm-Anführers, wenn auch nur einen Moment lang.

„Weshalb denkst du, dass noch ein Tunnel übrig ist?“, sagte er und kehrte zu ihrem Lagerfeuer zurück.

Tarix fuhr fort. „Vor ein paar Wochen griffen wir eine kleine Einheit Eis-Agori auf. Sie sagten, dass sie Überlebende des Tunneleinsturzes gewesen waren, und wir pflegten sie wieder gesund. Der Eisstamm verhandelte ihre Freilassung, aber sie waren dankbar; sie erzählten uns von den Tunneln.“

Vastus nickte beeindruckt. „Wo ist der Tunnel?“

„Mehrere Tagesmärsche von hier“, sagte Tarix und zog eine Karte heraus. „Der Pfad, den wir nehmen werden, folgt dem Rand des Großen Waldes und verläuft durch mehrere Gletscher. Der Tunneleingang war versteckt, aber es gibt dort eine Markierung; wir werden sie erkennen, wenn wir sie sehen. Wir werden uns aber beeilen müssen. Wir haben die Freilassung der Agori verzögert, um eine Chance zu bekommen... basierend auf den Informationen zu handeln und die Truppen zu mobilisieren.“

Ein Lachen kam von Vastus. „Du klingst verbittert. Was ist los? Es ist ein ziemlich guter Plan.“

Die Stirn in Falten legend murmelte Tarix: „Genau das macht mir ja Sorgen.“

Immer noch kichernd fuhr Vastus fort. „Und wann ist die optimale Zeit, um zuzuschlagen? Geht man davon aus, dass sie ihren Anführer umgehend informieren, gibt es ein sehr kleines Fenster. Wann sollten wir ausrücken?“

Jetzt war es Tarix, der lachte.

„Gestern.“

* * *

Ein kleiner Vogel, der aus der Eisregion stammte, setzte auf einem Felsen auf. Einen Moment später breitete der Vogel seine Flügel aus und hob ab, immer noch qualmend, wo der Fels ihn verbrannt hatte. Der Vogel war verständlicherweise verwirrt; dies war das Land des Eises. Eis bedeutete Kälte. Wie also konnte ein Fels wie dieser mit solcher Intensität brennen? Der Vogel erblickte Beute und gab sich sofort der Jagd hin. Der Fels war das letzte, was ihm durch den Kopf ging.

In Tarix' Kopf war der Fels jedoch sehr präsent.

„Er ist eine Erfindung des Feuerstamms“, erklärte er. „Ähnlich wie die Dunkelfeuerfackel wurde er so entworfen, dass er Hitze abgibt, ohne Feinde auf seine Gegenwart aufmerksam zu machen. Die Hitze wird sehr gut gedämmt und wirkt sich selten auf die Umgebung aus. Man muss ihn berühren, um zu wissen, was er ist. Der Eisstamm schaffte es, mehrere von ihnen zu ergattern, und sie versuchten, den Prozess nachzuahmen.“

Vastus nickte unverbindlich mit dem Kopf, da er nur halb zuhörte. Tarix machte sich Sorgen um ihn. Sie waren am Vortag durch den Großen Wald gereist, als ein Feuerstamm-Trupp unter der Führung von Malum an ihnen vorbeigezogen war. Die beiden Stämme hatten es geschafft, sich zu verstecken, bevor sie entdeckt wurden, aber einer von Vastus' Kriegern war eher tollpatschig und hatte ein kleines Geräusch gemacht, als er sich in einen Baum hockte. Malum konnte die Quelle des Geräuschs nicht entdecken, aber das war ihm egal. Er befahl seinen Truppen, den Wald niederzubrennen, und sah zu, wie die Bäume loderten. Vastus verlor drei Soldaten in dem Inferno und die Zerstörung der Vegetation war fast unerträglich für ihn. Seither war er ziemlich kleinlaut gewesen.

Bevor Tarix noch etwas sagen konnte, bemerkte er die Gletscherformationen.

„Halt!“, rief er. Die beiden Armeen hielten an und fingen an, sich umzusehen.

„Ist dies der Ort, Tarix?“, fragte Vastus.

„Ja“, erwiderte Tarix. „Der Hitzefels ist hier irgendwo. Der Eingang des Tunnels befindet sich direkt darunter.“

Vastus nickte. „Ausschwärmen!“, rief er seinen Truppen zu. Die Dschungelarmee erwachte zum Leben und begann, die Gegend abzusuchen, wobei sie über Schneebänke hüpften und flink die Klippenwände erklommen.

„Wartet“, sagte Tarix. „Wissen sie, was--“ Er hielt inne. Stimmen kamen aus dem Waldland hinter ihnen. Laute Stimmen. Tarix bedeutete seinen Truppen, Deckung zu suchen, und kraxelte mit Vastus einen Hügel hinauf. Die beiden fanden eine Felsformation und suchten hinter ihr Schutz.

Aus dem Wald tauchte die Feuerstamm-Truppe auf, der sie zuvor entwischt waren, mit Malum an der Spitze. Einer der Soldaten näherte sich seinem Hauptmann. „Sind wir sicher, dass sie hier entlang gegangen sind, Sir?“

„Oh, sie sind hier entlang gegangen“, versicherte Malum seinem Krieger. „Ich habe sie gehört. Ich kann sie riechen.“

Hinter ihrer Zuflucht wandte sich Tarix zu Vastus um. „Was sollen wir--“ Vastus brachte ihn zum Verstummen. Er hielt dann eine von Tarix' Klingen hoch. Überrascht griff Tarix hinter sich und fand nur seine andere Klinge. Vastus wich rückwärts zu einem kleinen Loch in dem Felsen zurück. Er hob die Klinge. Plötzlich wusste Tarix genau, was gleich geschehen würde.

„Tu es nicht“, sagte Tarix. „Bitte.“

Ein trauriges Lächeln tauchte auf Vastus' Gesicht auf. „Tut mir leid“, sagte er. Dann brachte er die Klinge herab. Ein mächtiger Wasserstrahl peitschte hervor und traf Malum und einen Soldaten. Vastus durchschnitt den Fuß des Felsens und ließ ihn bergab stürzen. Er warf die Klinge wieder Tarix zu und dann war er weg.

Malum sprang wieder auf die Füße, das Schwert bereit. Er sah Tarix dort stehen, die Klinge in seinen Händen. Finger schlossen sich um den Griff seiner Waffe. „Wasser...“, knurrte er.

Tarix blieb keine andere Wahl. Er verstand, was Vastus getan hatte. Malum war keinesfalls ein erfahrener Anführer, aber er hatte Krieger mit genug roher Gewalt versammelt, um alles in ihrem Weg zu zermalmen. Selbst mit ihren vereinten Kräften wäre es ihnen sehr schwer gefallen, einen totalen Sieg zu erreichen. Wie auch immer die Schlacht ausging, sie wären in keiner Verfassung gewesen, um einen Angriff auf den Eisstamm fortzusetzen. Vastus hatte aus Selbsterhaltung gehandelt und es blieb an Tarix hängen, die Sauerei aufzuwischen.

„ATTACKE!“, brüllte Tarix. Azurblaue Krieger aller Formen und Größen tauchten aus ihren Verstecken auf. Kalt erwischt, wurden viele Feuerstammkrieger niedergestreckt und zogen sich hastig ein Stück zurück. Tarix sprang von seinem Standort herab und warf sich auf Malum, um sich mit dem Feuerkrieger zu raufen. Die Kämpfer hackten brutal aufeinander ein, ohne dass einer einen schädigenden Hieb landete. Tarix nahm sich die Zeit, sich kurz umzuschauen. Dank des Überraschungsangriffs gewannen sie die Oberhand. Der Feuerstamm versuchte, Boden zu gewinnen, aber seine Soldaten ließen nicht nach. Gut abgestimmte Elementarangriffe und Thornax-Schüsse verhinderten, dass sie die Reihen durchbrachen. Wenn sie weiterhin die Formation halten konnten, konnten sie den Feuertrupp zum Rückzug zwingen; der Rückzug würde bedeuten, dass sie ihre Mission fortsetzen konnten. Konnte es funktionieren?

Tarix parierte einen Hieb von Malums Klinge und zog den Abzug seiner eigenen Waffe, um eine überreife Thornax in den Boden vor ihnen zu feuern. Die Explosion schleuderte sie mehrere Schritte zurück.

„Gibst du auf, Malum?“, rief Tarix in den Dunst und Rauch.

„Ich würde lieber auf meinem eigenen Schwert sterben als mich deinem zu ergeben. Kapitulation ist keine Option“, erwiderte Malum. Er meinte seine Worte ernst; wie die Dinge standen, würde er lange genug leben, um zu sehen, wie sie wahr wurden. Seine Armee war stark, aber undiszipliniert. Tarix' Armee stand dicht an dicht. Sie hatten die Oberhand.

„Angeberei ist beeindruckend, Malum, aber sie liefert keinen Vorteil im Kampf. Vielleicht--“ Er hielt abrupt inne. Pfeile, die in der Schulter steckten, hatten normalerweise diese Wirkung.

Tarix konnte die Situation zuerst gar nicht erfassen. Er griff nach oben und berührte den Pfeil. Er sah echt aus. Er fühlte sich echt an. Der Schmerz war noch nicht gekommen, aber das würde noch geschehen. Vermutlich. Sollte er ihn herausziehen? Nein, nein, das wäre noch schlimmer. Was ist mit der Quelle? Ja, nach der Quelle sollte er sich wohl besser umschauen. Zukünftigen Schmerz zu vermeiden ist unabdingbar zur Selbsterhaltung. Er schaute auf.

Certavus schaute herab. Er begegnete den Augen des Wasserstammkommandanten und lächelte. Er überreichte den Bogen wieder einem verblüfften Soldaten, der ihn wortlos entgegennahm. Gerüchte von Certavus' natürlichen Kampfgeschicken waren zahlreich, aber sie selbst in Aktion zu sehen war eine gänzlich andere Sache. Mehrere Soldaten hinter dem ersten kicherten. Dieser war neu in der Truppe und musste erst noch sehen, wie der Kommandant sein Geschick und seine Waffenkenntnis zur Schau stellte. Ein einfacher Schuss aus einem Bogen hatte ihm die Sprache verschlagen. „E-erstaunlicher Schuss, Sir. Warum habt ihr keinen schädigenderen Treffer angestrebt?“

„Die Idee ist nicht, zu töten, sondern zu verhindern, selbst getötet zu werden“, erwiderte Certavus. „Wenn wir sie zum Rückzug zwingen können, spart uns das Energie. Wir können uns keine große Schlacht leisten. Noch nicht. Wir haben lange gebraucht, um hierher zu gelangen; wir müssen weiterziehen.“

Weiter unten hatte auch Malum die Quelle des Pfeils aufgespürt. Certavus. Der legendäre Krieger, Meister jeder bekannten Waffe. Malum hob seine Hand. Seine Krieger stellten augenblicklich ihre Kampfhandlungen ein. Nicht aus Disziplin, sondern vor Schreck. Es war ein Rückzugsbefehl, etwas, das die Kämpfer noch nie gesehen hatten. Malum wich von Tarix zurück, ohne je seine Augen von dem Kommandanten abzuwenden.

„Viel Glück“, flüsterte er. Er wandte sich um und floh in die Bäume, seine Armee im Schlepptau. Tarix probierte sachte seinen Arm aus. Der Schmerz war gekommen, aber er war erträglich; den Pfeil stecken zu lassen war das Nervige, aber ihn zu entfernen würde mehr Schaden anrichten als vermindern. Die drohende Gefahr durch die Eisstammeinheit war auch ein Problem.

Einer seiner Soldaten rannte zu ihm. „Kommandant Tarix, was sollen wir tun? Die Feuerstammeinheit ist weg, aber die Dschungelstammmitglieder auch. Sollen wir weitergehen?“

Tarix schaute wieder auf. Certavus und seine Einheit waren weg. Würden sie wegbleiben?

„Nein...“, sagte Tarix. „Nein, wir haben nicht genügend Kraft. Ohne Vastus und seine Truppe können wir nicht siegen. Wir müssen uns zurückziehen. Gib den Befehl weiter; wir gehen. Los.“

Der Soldat rannte davon, um den Befehl weiterzugeben. Der Wasserstamm begann, langsam aufzubrechen, und räumte schließlich das Gebiet.

Wie er später herausfand, hatte Vastus bereits geplant, zu fliehen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass der Plan mit den Tunneln zu riskant war, um zu gelingen, und hatte ihren Rückzug schon frühzeitig umrissen, und im richtigen Augenblick hatten sie ihre Wasser-Verbündeten verlassen. Tarix wurde für sein Scheitern auf der Mission offiziell getadelt, aber das fügte seiner Karriere keinen dauerhaften Schaden zu. Er konnte sich nicht einmal sicher sein, dass die Tunnel wirklich existierten. Kein anderer Geheimdienstbericht hatte auf ihr Vorhandensein hingewiesen. Die freigelassenen Agori hätten auch einfach nur lügen können. Nicht, dass es wirklich von Bedeutung war. Ihre Welt zerbrach wenige Wochen darauf und solche Angelegenheiten erschienen trivial. Hätten die Tunnel tatsächlich existiert, wären sie bei der Katastrophe eingestürzt. Tarix und Certavus, zusammen mit mehreren anderen, legten ihre Differenzen bereitwillig beiseite und erschufen ein neues Gesellschaftskonstrukt, um zukünftige Kämpfe zu vermeiden. Die Habgier der Elementarlords hatte ihren Planeten wortwörtlich zerrissen, aber sie konnten wiederaufbauen. Sie mussten es. Sie würden es.

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